Chilenen wollen Reformen

Über eine Million beteiligen sich an Volksbefragung über Bildungssystem

  • Jürgen Vogt, Buenos Aires
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach den monatelangen Protesten von Studierenden und Lehrkräften haben sich in Chile mehr als eine Million Menschen an einer Volksbefragung zum Bildungssystem beteiligt. Nach der Auswertung von knapp zwei Dritteln der Antworten sprachen sich über 90 Prozent für grundlegende Reformen aus.

Selbst ist die Bewegung: Schüler, Studenten und Lehrkräfte organisierten am Wochenende in Chile eine für die Regierung nicht verbindliche Befragung über das in der Kritik stehende Bildungssystem. An landesweit über 1000 Ständen konnten alle Chilenen ab 14 Jahren ihr Votum abgeben. Rund die Hälfte, der über eine Million Teilnehmer, stimmte über das Internet ab.

Bei der Befragung sprach sich die übergroße Mehrheit für eine stärkere Rolle des Staates bei der Bildung, kostenlose Schulen und Hochschulen sowie der Durchführung eines für die Regierung verbindlichen Referendums aus. »Wir werden die Ergebnisse der Regierung in dem kommenden Tagen übergeben«, sagte Jaime Gajardo, der Vorsitzende des Lehrerverbandes. Kritik an der Abstimmung über das Internet wiesen die Organisatoren zurück. »Wir haben die Möglichkeit, das Internetvotum zu überprüfen«, so ein Sprecher.

Die Abstimmung galt auch als Stimmungstest nach dem ergebnislosen Abbruch der Gespräche über eine Reform des Bildungssystems zwischen der Regierung und den Studenten vergangener Woche. Seit Mai gehen in Chile Schüler, Studenten und Lehrer für ein verbessertes und kostenloses Bildungssystem auf die Straße.

Viele Schulen und Hochschulen sind in privater Hand. Die Gebühren sind oft so hoch, dass viele Hochschulabsolventen mit einem Schuldenberg ins Berufsleben starten. Insgesamt wird nur ein Viertel der Kosten vom Staat finanziert, drei Viertel müssen die Schüler und Studenten aufbringen. 80 Prozent der Bevölkerung unterstützen ihre Forderungen, darunter der Wunsch nach kostenloser Bildung.

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