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Klatsche für Kleriker
Tobias Riegel über Religion im Klassenzimmer
Je länger die Verhandlungen andauern, umso mehr freuen den Bürger gute Nachrichten, die aus dem Umfeld der drohenden rot-schwarzen Koalition dringen - auch wenn es sich um eigentlich Selbstverständliches handelt.
So geschehen nun nach der konstruierten und erfolglosen Diskussion um die von der CDU geforderte »Aufwertung« des Religionsunterrichts an Berliner Schulen. Mit kaum einer Maßnahme hätte sich der künftige Senat offensichtlicher gegen den Bürgerwillen gestemmt, hätte er dem christlich-konservativen Drängen nach konfessioneller Selektion im Klassenzimmer nachgegeben. Ist jener Bürgerwunsch doch im deutlich gescheiterten Volksentscheid »ProReli« von 2009 dokumentiert. Dass sich die Bevölkerung damals trotz des massiven medialen und finanziellen Engagements der Kleriker für das fortschrittliche Fach »Ethik« entschied, verleiht jener Abstimmung zusätzliches Gewicht.
Doch Vorsicht: Aus linker Sicht sind bei diesen Koalitionsverhandlungen für jede vermiedene Kröte zwei zu schlucken. Gut möglich also, dass die CDU nie Hoffnungen hatte, mit der aussichtslosen Reli-Forderung punkten zu können, sondern sie nur aufbauschte, um ihren Tauschwert zu erhöhen.
Was die CDU bei diesem Kuhhandel für sich herausschlagen konnte, wird der Bürger wahrscheinlich schneller erfahren, als ihm lieb ist.
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