Doppelpässe und Grenzgänger

Ausstellung zur deutschen Sportgeschichte

  • Lutz Gallinat, Lübeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Wanderausstellung »Doppelpässe« erzählt aus ungewohnter Perspektive die Geschichte der deutschen Teilung. Jetzt ist die Schau in Lübeck zu sehen.

Die Ausstellung »Doppelpässe - Wie die Deutschen die Mauer umspielten« thematisiert die deutsch-deutsche Fußballgeschichte zwischen 1945 und 1990. Sportgrenzgänger und ihre Lebenswege nach dem Mauerbau, Fanfreundschaften über den Eisernen Vorhang hinweg und fußballfaszinierte DDR-Bürger, die nach Polen und Bulgarien fahren, um die Bundesligastars live sehen zu können - neben der großen Politik sind es vor allem die kleinen Geschichten, von denen in der Lübecker Ausstellung berichtet wird.

In den 1950er Jahren hatten DDR und Bundesrepublik ein gemeinsames Sportlerteam zu den Olympischen Spielen entsandt. 1959 konnten sich die Fußballverbände aber nicht auf eine gemeinsame Mannschaft für die nächsten Spiele einigen. Deshalb fanden - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - Ausscheidungsspiele in Ost-Berlin und Düsseldorf statt, die ebenfalls in der Schau dokumentiert werden. Dabei siegte die bundesdeutsche Amateurauswahl gegen die DDR mit 2:0 und 2:1.

Vor dem Bau der Berliner Mauer 1961 - auch davon zeugt die Schau im Willy-Brandt-Haus - pendelten viele Fußballer zwischen den beiden Stadthälften, unter ihnen Wolfgang Schunack. Er spielte für die Kreuzberger Alemannia 90, lebte aber weiterhin im Prenzlauer Berg. Dann wurde Sepp Herberger, Trainer der bundesdeutschen Nationalmannschaft, auf Schunack aufmerksam und lud ihn schließlich zu Jugendlehrgängen des Deutschen Fußballbundes ein.

Dargestellt wird auch die spezielle Freundschaft zwischen Union-Anhängern aus dem Osten und Westberliner Herthanern in den 1980er Jahren: Bis zu hundert Hertha-Anhänger fuhren regelmäßig zu Union-Spielen in die Köpenicker Wuhlheide. Die DDR-Staatssicherheit versuchte zwar, die Szene zu kontrollieren, hatte dabei aber laut Ausstellung kaum Erfolg.

Nach dem Fall der Mauer fanden zahlreiche deutsch-deutsche Fußballtreffen statt. Gemeinsam bejubelten viele Ost- und Westdeutsche 1990 den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien. Nach einigem Hickhack erfolgte schließlich am 21. November 1990 die Vereinigung der beiden deutschen Fußballverbände in Leipzig - auch dazu gibt die Ausstellung Einblicke.

»Doppelpässe - Wie die Deutschen die Mauer umspielten«, Ausstellung im Willy-Brandt-Haus Lübeck, Königstraße 21; bis 4. Dezember 2011; Mo bis So, 11-18 Uhr

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