Erinnerung muss knarren

Abgeordnetenhaus ruft Jugendliche zum Nachdenken über Nazi-Verbrechen auf

Szenisches Spiel »Ich packe meinen Koffer« aus der Abschlussveranstaltung »denk!mal'11«
Szenisches Spiel »Ich packe meinen Koffer« aus der Abschlussveranstaltung »denk!mal'11«

Wenn Erinnerung, wie Karl Kraus eindringlich fomuliert, das stetige Knarren eines Tores aus der Vergangenheit ist, dann sollte diese Tür gerade im Jahr 2011 gewaltig ächzen. Zwar endete vor 66 Jahren die nationalsozialistische Diktatur, Opfer fordert deren verbrecherische Ideologie noch bis heute. Damit dieser Zerr-Ton aus Mahnung und Gedenken nicht verstummt, regt das Berliner Abgeordnetenhaus auch in diesem Jahr mit dem Jugendforum »denk!mal'12« zum Hinsehen und gegen das Vergessen an.

Egal ob als Schulklasse, Jugendgruppe oder allein - noch bis zum 19. Dezember können alle jungen BerlinerInnen bis zum Alter von 25 Jahren ihre Projektideen einreichen. Die Auseinandersetzung mit den Gräueltaten der Nazi-Ära oder alltäglich wahrgenommener Rassismus, Gewalt und Ausgrenzung liefern eine Menge Stoff zum Nachdenken. In vier Kategorien ist dann Kreativität gefragt: Ob Video, Theaterstück, Comic, Gedicht oder Rap-Song, das Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten ist unbegrenzt. Einen Gewinner unter allen Teilnehmern gibt es nicht. Alle Beiträge werden ab dem 16. Januar in einer großen Ausstellung im Casino des Abgeordnetenhauses zu sehen sein. Historischer Hintergrund und Anlass für das Forum ist der 27. Januar, der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Das Jugendforum feiert dieses Jahr bereits seine zehnte Auflage. Seit 2003 haben über 400 Schulklassen und mehr als 4000 Jugendliche an dem Projekt teilgenommen. Beim letzten Mal entstanden aus den insgesamt 47 eingereichten Arbeiten unter anderem Druckgrafiken aus Zeitzeugeninterviews, ein Dokumentarfilm über den jüdischen Untergrund in Berlin vor 1933 und eine Chorversion der »Todesfuge« von Paul Celan.

Anmeldung per Post: Abgeordnetenhaus von Berlin, Projektbüro denk!mal’12, Niederkirchnerstraße 5, 10111 Berlin oder im Internet: www.denkmal-berlin.de/2012

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal