Männliche Monokulturen

In den Spitzengremien deutscher Unternehmen sind Frauen immer noch die Ausnahme

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 3 Min.
Führungsetagen bleiben eine Männerdomäne: Aktuelle Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) belegen, dass in neun von zehn Vorständen nicht eine Frau zu finden ist.

Der Streit um eine verbindliche Frauenquote dürfte neue Nahrung erhalten: Am Mittwoch veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sein »Managerinnen-Barometer 2011«. Seit 2006 untersuchen die Forscher des DIW alljährlich den Anteil von Frauen in den Spitzengremien deutscher Unternehmen. Die Ergebnisse sind enttäuschend: Von den 943 Vorstandsposten in Deutschlands 200 umsatzstärksten Unternehmen waren gerade einmal 28 mit Frauen besetzt. Das entspricht einem Anteil von knapp drei Prozent. Anders ausgedrückt: In neun von zehn Vorständen sind die Männer unter sich. Somit ist klar: Der Frauenanteil in den Vorständen stagniert. Nur bei den 30 DAX-Unternehmen gab es einen leicht positiven Trend zu verzeichnen: Dort stieg der Anteil in den Vorständen um 1,5 Punkte auf 3,7 Prozent. Übersetzt man dies in ganze Zahlen, ergibt sich ein weniger positives Bild: Lediglich sieben Frauen sitzen in den Vorstandsetagen der DAX-Konzerne.

Etwas besser sieht es in den Aufsichtsräten aus: Hier stieg der Anteil leicht - von 10,6 auf 11,9 Prozent. Studienautorin Elke Holst machte am Mittwoch aber deutlich, dass zwei Drittel dieser Frauen von den Arbeitnehmervertretungen entsandt worden seien. »Weniger als ein Drittel kam von der Kapitalseite«, kritisierte Holst. Ohne die Mitbestimmungsregeln wäre der Frauenanteil fast genauso niedrig wie in den Vorstandsgremien. Und auch die 60 Unternehmen mit Bundesbeteiligung, wie Telekom oder Deutsche Bahn, seien »kein leuchtendes Vorbild«, so Holst. Trotzdem seien Frauen hier in den Führungsgremien etwas stärker vertreten: In den Vorständen beträgt ihr Anteil mehr als acht Prozent und in den Aufsichtsräten 17,7 Prozent. Einer der Gründe für das bessere Abschneiden könnte die »Gleichstellungsgesetzgebung im öffentlichen Dienst« sein, vermutete DIW-Forscherin Julia Schimeta.

Währenddessen hat sich die Situation im Finanzsektor kaum verbessert. Trotz Wirtschaftskrise und der ihr folgenden Umbesetzungen: 88 Prozent der Vorstände der 100 größten Banken und Sparkassen blieben eine reine Spielwiese für Männer. Und das, obwohl Frauen die Mehrheit der Belegschaften stellten. »Es ist davon auszugehen, dass es hier an innerbetrieblichen Aufstiegschancen und der Förderung flexibler Karrierewege mangelt«, erläuterte Holst. Die lahme Entwicklung der letzten fünf Jahre vorausgesetzt, würde es rein rechnerisch noch 334 Jahre dauern, bis die Gleichstellung in den Spitzengremien der unternehmen erreicht sei, rechnete Holst vor.

Das dürfte Wasser auf die Mühlen jener sein, die wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) eine verbindliche Frauenquote fordern. »Die Idee einer Selbstverpflichtung der Wirtschaft ist damit offenkundig schon im Ansatz gescheitert«, kommentierte die frauenpolitische Sprecherin der Linkfraktion, Yvonne Ploetz, die Zahlen des DIW. Deshalb dürfe sich Familienministerin Kristina Schröder (CDU) einer gesetzlichen Mindestquote für Frauen »nicht länger verschließen«, so Ploetz. Die Linkspolitikerin verwies auf EU-Justizkommissarin Vivianne Reding. Deren Aufruf zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung waren gerade einmal acht europäische Unternehmen gefolgt. Nun befürwortet auch die Kommissarin eine gesetzlich verpflichtende Quote auf EU-Ebene.

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