"Man for a day"

Auf dem Weg zum richtigen Mann

  • Charlotte Noblet
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Regisseurin Katarina Peters thematisiert in ihrem Dokumentarfilm "Man for a day" die Gender-Aktivistin Diane Torr, die in ihren Workshops für Frauen zehn Gebote für das perfekte Mannsein vermittelt.
Diane Torr in "Man for a day" von der Regisseurin Katarina Peters
Diane Torr in "Man for a day" von der Regisseurin Katarina Peters

„Kleider machen Männer": Der Workshop geht sehr pragmatisch voran. So sollen sich die Teilnehmerinnen erst einmal wie ein Mann anziehen. Soweit der Beginn des einwöchigen Workshops, der regelmäßig in Berlin stattfindet.

Dann werden „richtige Männer" auf der Straße unter die Lupe genommen: „Geh raus, sucht Euch einen Mann aus und schaut, wie er läuft, raucht, Kaffee trinkt, usw.", rät Diane Torr. „Lasst Euch Zeit, Beobachten ist sehr wichtig, nur so können wir gut nachmachen". Sie läuft im Studio wie ein Mann, ruhig und selbstsicher. „Den Typ, den ich spiele, den kann ich wirklich nicht leiden. Man muss ihn auch nicht unbedingt mögen", sagt sie noch. Leicht und lustig wirkt der Dokumentarfilm. Viele Zuschauer schmunzeln im Kinosaal, als die Teilnehmerinnen sich ein mit Watte gefülltes Präservativ als Penis in die Hose stecken. Aber es wirkt: Mit Haaren aus Wollflusen wachsen langsam echte Männerprofile.

Leicht, aber nicht leichtsinnig

Das Workshop zeigt, wie stark formiert die geschlechtlichen Identitäten in der Gesellschaft sind, wie rigide die Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit und wie damit großartig gespielt werden kann! Schließlich macht die Künstlerin Diane Torr genau das seit über dreißig Jahren. „Männer lächeln nicht dauernd", coacht sie die Gruppe. „Sie bewegen die Augen nicht, ohne ihren Kopf mitzubewegen", sagt sie noch dazu. „Sie schauen nach links, dann drehen den Kopf nach links, ganz easy." Mit einer Kopfbewegung zeigt sie, worüber sie spricht. „Und Männer können nicht zwei Sachen gleichzeitig machen, sondern alles nacheinander."

Das Lerntempo ist verblüffend. Die Frauen sind aus verschiedenen Gründen gekommen - „wissen wie die Männer ticken", „sich in einer männerdominierten Arbeit durchsetzen", „als alleinerziehende Mutter den Kindern ein Vatervorbild anbieten" - und sie mutieren langsam zu echten Männern. Abschließender Test: Mannsein in der Öffentlichkeit.

„Wir machen sowieso dauernd eine Performance aus unserem alltäglichen Leben", ermutigt Diane Torr die Workshop-Teilnehmerinnen. Für die scheint die Körpersprache und Wahrnehmung der Männer nun kein Geheimnis mehr zu sein. Verführerisch!
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