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Versäumnisse im Fall Breivik eingeräumt
Sondersitzung des norwegischen Parlaments
Oslo (dpa/AFP/nd). Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg hat Versäumnisse beim Einsatz gegen den vor wenigen Tagen verurteilten Massenmörder Anders Behring Breivik eingeräumt. In einer Sondersitzung des norwegischen Parlaments über einen kritischen Expertenbericht zum Polizeieinsatz sagte Stoltenberg am Dienstag in Oslo: »Der Bericht ist umfassend und konkret, ernst und unerfreulich.« Das 500 Seiten umfassende Dokument war ihm Mitte des Monats vorgelegt worden. Der Bericht habe ein »Versagen« in Norwegens Notfallsystemen aufgedeckt. »Dieses Versagen war viel weitreichender, als ich es erwartet hatte.« Nach dem unabhängigen Expertenbericht war die Polizei viel zu spät eingeschritten. Eine schnellere Reaktion auf der Ferieninsel Utøya sei »eine realistische Möglichkeit« gewesen, heißt es im Bericht. Außerdem wurden Schwächen in der Reaktion der Regierung und anderer Behörden aufgedeckt. So sei etwa eine Straße im Osloer Regierungsviertel nicht rechtzeitig gesperrt worden.
Stoltenberg äußerte sein Bedauern über dieses und andere Versäumnisse sowie darüber, dass Breivik »nicht früher gefasst worden ist«. Der Politiker kündigte »mehr und bessere Übungen« an, um künftig besser auf Notfälle vorbereitet zu sein. Es werde ein Einsatzzentrum der Polizei in Oslo gebildet, in dem Eliteeinheiten, Hubschrauber und Hundestaffeln zusammengefasst werden sollen.
Breivik war für die Anschläge von Oslo und Utøya mit 77 Toten in der vergangenen Woche zur Höchststrafe von 21 Jahren plus anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.
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