- Sport
- Handball Frauen-Bundesliga
Vorwärts, Frankfurt!
Mit dem Duo Urbanke-Rösicke kehrt der Frankfurter HC zurück zu alter Stärke
»Nach der Wende haben wir nie wieder so weit oben gestanden wie im Moment«, sagt Rösicke dem ND, »das ist schon angenehm, aber keine wirkliche Bestandsaufnahme. Wenn wir am Sonntag gegen Vizemeister Buxtehude verlieren, sieht alles schon wieder ganz anders aus.« Immerhin, als Aufsteiger wurde der FHC in der vergangenen Saison Vierter und nimmt nach dem Gewinn des DHB-Pokals am Europacup der Pokalsieger teil. Gegen den 23-maligen luxemburgischen Cupgewinner HBC Bascharag, der auf sein Heimrecht verzichtet, treten die FHC-Damen am 10. Oktober in Eisenhüttenstadt und am 11. Oktober in Frankfurt/Oder an.
Angeführt wird die Mannschaft von Rösickes Frau Bianca. Mit der Erfahrung von 207 Länderspielen ist die 36-jährige Rückraumspielerin die herausragende Spielerpersönlichkeit der Frankfurterinnen. Sie war unter ihrem Mädchennamen Urbanke schon dabei, als der Verein sein erfolgreichstes Jahre erlebte: 1990 gewann man nach der DDR-Meisterschaft auch den Pokalwettbewerb, den IHF-Pokal und den Deutschland-Cup.
1997 gewann der FHC erneut den IHF-Pokal, wieder waren der Trainer und seine Frau maßgeblich an dem Sieg beteiligt. Als Bianca Urbanke-Rösicke und ihr Mann den Verein 1999 in Richtung Spanien verließen, schien die Ära des erfolgreichen Frauen-Handball ins Frankfurt beendet. Der Weggang des Handball-Paares hatte 2000 den Abstieg zur Folge. 2000/2001 trennten die Frankfurterinnen in der 2. Liga 18 Punkte vom Aufstiegsplatz.
Erst als das Ehepaar Urbanke-Rösicke im Herbst 2001 in die Oderstadt zurückkehrte, wendete sich das Blatt. Im Sommer vergangenen Jahres gelang der Wiederaufstieg und seither zeigt die Formkurve steil nach oben. Mittlerweile kommen im Schnitt 15000 Zuschauer in die schmucke Brandenburghalle, bei Spitzenspielen sind es bis zu 2500.
Kann es in dieser Saison gar zum Meistertitel reichen? »Wir gucken, dass wieder ein Europacup-Platz rausspringt, wollen also mindestens Vierter werden«, gibt der Coach nur die Minimalziele preis. Den Favoriten im Kampf um den Titel vermutet er in Sachsen: »Der HC Leipzig hat einen Etat von einer Million Euro - also, wenn die nicht Meister werden, haben die richtig was falsch gemacht.«
Fehler machen nach Ansicht Rösickes auch die Verantwortlichen bei seinem Arbeitgeber. Vor zwei Wochen überraschte der Coach mit der Ankündigung, seinen im nächsten Jahr auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Gründe will der Ex-Oberliga-Handballer vom ASK nicht nennen. »Nur soviel: Ich bin daran interessiert, hier etwas längerfristiges aufzubauen. Wenn hier im Umfeld des Vereins alles so bleibt wie bisher, bin ich weg.« Was wohl auch für seine Frau zutreffen würde, deren Vertrag jährlich neu verhandelt wird. Die Zukunft des Erfolgsduos in der Oderstadt ist ungewiss. Vom Handball würde sich der Erfolgscoach aber auch bei einer Trennung vom FHC nicht verabschieden wollen: »Dafür liebe ich diese 20 mal 40 Meter viel zu sehr.«
www.f-hc.de, www.dhb.de, www.hbvf.de
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.