Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Offener Brief an Wolf Biermann

  • Lesedauer: 2 Min.

Bildhauer Foto: dpa

Der österreichische Alfred Hrdlicka

Dejn Vokabular ist maßgeschneidert, -was Dich betrifft! „Arschloch!“ - „Verbrecher“ - DU bist ein Arschkriecher - ein Trottel!

Du tust genau das, was Du anderen andichtest, Du Dichterling! Wen immer Du auch denunzierst, der soll sich selbst zur Wehr setzen, - nicht meine Sache. Deine Anbiederei an die Mächtigen, an die Herrschenden ist zum Kotzen! Das Schicksal Deiner und meiner Angehörigen wollen wir einmal weglassen. Wichtigtuerei mit etwas, was man

selbst nicht erlitten hat, ist nicht am Platz. Du willst mit keinen Gesetzen leben, die Gysi beschließt?! - Ich wünsche Dir die Nürnberger Rassengesetze an den Hals, Du angepaßter Trottel! -

Ich glaube, es war 1976, da bist Du über Spanien nach Wien eingereist und hast mir anvertraut, Mitglied der spanischen KP zu sein. Die DKP war Dir nicht schick genug, meinetwegen. Meine Reaktion: Warum? Der Sozialismus ist ohnehin eine verlorene Sache, und Du warst daraufhin stocksauer. Michael Lewin hat in Wien im Konzerthaus eine Veranstaltung organisiert. Um die Stimmung in der gelichteten Linken aufzuheizen, gabst Du Dich ein wenig exotisch, melancholisch kokett hast Du in die Saiten gegriffen. - Das war in den achtziger Jahren. Devise Deiner Selbstinszenierung: Du kommst aus dem „anderen Deutschland“ - sprich: aus der DDR, und so

chung, Verhaftung, dann kamen die Nazis, die ich bewußter erlebt habe als Du, denn ich bin um acht Jahre älter Was die PDS Dir antut, Du Volltrottel, möchte ich eigentlich wissen. Du bist ein derart schamloser Opportunist, daß ich mich heute schäme, als ich z. B. eine Schallplatte von Dir mit dem Song „In China hinter der Mauer“ in die DDR geschmuggelt habe, zu Händen Herrn Schmidt, Generaldirektor der Dresdner Museen. Eine Schallplatte überklebt mit „Ludwig van Beethoven“, die Neunte oder Siebente - ich weiß es nicht mehr Gewiß keine Heldentat, aber immerhin eine Hommage! -

Damals warst Du ein Widerstandler, heute bist Du ein Arschkriecher! Hol Dich der Teufel.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.