CO2-frei auf der Vogelfluglinie
Scandlines-Projekt für neuartige Fähren mit Wind- und Brennstoffzellenantrieb
Die Scandlines-Reederei hatte in den letzten Monaten nicht unbedingt die freundlichsten Schlagzeilen. Da wäre ein Projekt für saubere Fährschifffahrt nicht nur gute Werbung sondern auch eine eine Alternative zum mehrere Milliarden teuren Fehmarntunnel. Zusammen mit der Future Ship GmbH, einer Tochtergesellschaft des Germanischen Lloyd, wurde ein Schiffskonzept entwickelt, das den emissionsfreien Betrieb erlaubt. Die Schiffe sollen mit Wasserstoff und Wind angetrieben werden. Der Wasserstoff kann beispielsweise mit überschüssiger Energie aus Wind- oder Solarkraftwerken in verbrauchsschwachen Zeiten erzeugt werden. Dann wäre der Schiffsbetrieb praktisch CO2-emissionsfrei. Deshalb sieht das Scandlines-Projekt die Nutzung billigen Nachtstroms aus dänischen Windkraftanlagen vor. Genügend Energie steht im Allgemeinen zur Verfügung, da der Verbrauch in diesen Stunden sinkt, während die Energieproduktion weiter läuft. Die dänischen Energieproduzenten sind deshalb oftmals gezwungen, diesen Strom unter den Produktionskosten auf dem europäischen Markt zu verkaufen. Gegebenenfalls wäre die Reederei bereit, die notwendigen Windräder selbst aufzustellen.
Den Wasserstoff verwandeln Brennstoffzellen in elektrischen Strom, der Beleuchtung, Heizung und die Antriebsenergie für die Schiffsschrauben sicherstellt. Die Schiffe würden eine Geschwindigkeit von 17 Knoten (1 Knoten = 1 Seemeile pro Stunde = 1,852 km/h) erreichen. Zusätzliche Antriebsleistung können sogenannte Flettner-Rotoren liefern. Das sind Zylinder, die bei Rotation einen Vortriebseffekt wie Segel haben.
Scandlines rechnet damit, dass wie bisher vier Fähren ausreichend sein würden, einen sicheren Fährbetrieb über den Fehmarnbelt aufrechtzuerhalten. Nach Berechnungen der Reederei würde der Schiffsneubau auf einer deutschen Werft ca. 500 Millionen Euro kosten. Perspektivisch blieben die existierenden Scandlines-Arbeitsplätze erhalten, während noch unsicher ist, ob und wie viele neue Jobs durch einen Tunnel entstehen könnten.
Rechnen würde sich das Fährenprojekt allerdings nach den Zahlen der Reederei nur, wenn der Bau der Fehmarnbelt-Querung um drei Jahre verschoben wird. Da das Projekt ohnehin bereits um zwei bis drei Jahre verspätet ist, würde die Verschiebung im gegenseitigen Einverständnis der Regierungen Dänemarks und Deutschlands Zeit zum Überdenken der Verkehrspolitik bieten. Immerhin wurden für den Tunnelbau vier Milliarden Euro veranschlagt, die entsprechend dem Staatsvertrag Dänemark zahlt. Der Vorschlag stieß bisher auf taube Ohren bei den Verkehrspolitikern aller parlamentarischen Parteien mit dem Hinweis darauf, dass der Vorbereitungsprozess bereits im Gang sei. Dabei könnte das Schiffsprojekt umweltfreundliche Innovationen im Schiffbau voranbringen.
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