Afrika könnte sich selbst versorgen

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Knapp daneben ist auch vorbei. So lässt sich die neueste Weltbank-Studie über das Potenzial der afrikanischen Landwirtschaft auf den Punkt bringen. Die Grundaussage ist so gut wie richtig: Afrika könnte sich selbst ernähren. Das hat der Kontinent bis 1960 auch geschafft, ehe in den 70ern und 80ern die von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank erzwungene Liberalisierung die afrikanische Landwirtschaft übermächtiger Billigpreiskonkurrenz aus der nördlichen Agrarindustrie aussetzte, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. Die Folge: Produziert wurde vorwiegend nur noch für den Eigenbedarf, da Überschüsse nicht zu verkaufen waren. Überschüsse, die freilich notwendig sind, wenn auch die städtische Bevölkerung versorgt werden soll.

Die Weltbank bleibt bei ihrer Analyse mal wieder auf dem einen Auge blind: In der Tat verhindern regionale Handelsbarrieren einen florierenden innerafrikanischen Agrarhandel und in der Tat hängt die afrikanische Produktivität in der Landwirtschaft mangels moderner Methoden und neuen Saatguts weit zurück. Was die Weltbank aber als Rezept zur Revitalisierung der Landwirtschaft anbietet, ist an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten: beispielsweise Hybrid-Maissorten für Äthiopien und die Abschaffung der kontinentalen Handelshemmnisse.

Was die Weltbank ausblendet: Immer mehr Land in Afrika wird von ausländischen Investoren in Beschlag genommen, um Agrosprit zu produzieren. Die Welthandelsstrukturen sehen nach wie vor nicht vor, dass Afrika seine Agrarprodukte selbst verarbeitet, um in der Wertschöpfungskette aufzusteigen. Und was Afrikas Kleinbauern zur Produktivitätssteigerung brauchen, sind neben Land im Prinzip so simple Dinge wie angepasstes Saatgut, Gewächshäuser und Brunnen für eine regelmäßige Bewässerung. Für die Weltbank kein Thema.
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