Weiterleben im Netz

Facebook und Co.

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Was kommt nach dem Tod? Diese Frage beschäftigt die Menschen seit dem Moment, als in ihren Gehirnen genug neurale Verbindungen entstanden waren, um Bewusstsein über sich selbst zu erlangen. Nach Hunderttausenden von Jahren ist es zumindest in der digitalen Realität gelungen, eine Antwort zu finden. Es gibt eine Existenz jenseits der diesigen - auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken des Internets. Wer stirbt, hinterlässt Daten, die auf der ganzen Welt gespeichert sind und abgerufen werden können. Fanden früher die Hinterbliebenen in der Hinterlassenschaft des Verstorbenen Tagebücher und Fotos, so sind sie heute oftmals damit konfrontiert, dass die vom Toten zu Lebzeiten angelegten Seiten in sozialen Netzwerken ein Eigenleben führen. Eines der prominentesten Beispiele ist der 2010 verstorbene Regisseur Christoph Schlingensief, der Facebook-Nutzern auch nach dem Tod noch eine Weile als Freund vorgeschlagen wurde.

Viele Konten, aber auch Webseiten werden nicht automatisch mit dem Tod des Inhabers gelöscht. Manche Seitenbetreiber löschen den Account, wenn über mehrere Monate hinweg keine neuen Eintragungen erfolgt sind. Bei anderen muss die Löschung von den Hinterbliebenen beantragt werden, und das ist nicht ganz einfach, wenn man nicht über die Passwörter verfügt. Und so irrlichtern Tausende von Geisterseiten durchs weltweite Datennetz, werden auf persönlichen Seiten von längst Verstorbenen noch Geburtstagsglückwünsche hinterlassen oder Einträge kommentiert.

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