Spionage und Annäherungen

Viele US-Bürger haben keine Berührungsängste mit Kuba, obwohl ihre Regierung die Insel als Terrorstaat bezeichnet

  • Leo Burghardt, Havanna
  • Lesedauer: 3 Min.
Das US-Außenministerium wird am morgigen Dienstag die Neuauflage einer Liste veröffentlichen, mit der die US-Regierung seit 1982 wissen lässt, wen sie als Terrorstaat ansieht. Kuba gehört Jahr für Jahr dazu. Doch es gibt auch Annäherungen.

Die Vereinigten Staaten und Kuba haben eine lange Geschichte der Konfrontation im Kalten Krieg - wobei die neulich erfolgte prompte Repatriierung eines Ehepaars aus Florida, das zwei Kinder entführt hatte und nach Kuba geflohen war, nur ein Beispiel dafür ist, dass die Rivalen zur Kooperation fähig sind. Wissenschaftler, Umweltschützer, Kriminalisten, Künstler, Migrationsexperten und Meteorologen beider Länder arbeiten längst reibungslos zusammen und bestätigen sich gegenseitig professionelle Tüchtigkeit.

Im März war die Nummer eins der kubanischen Klimaprognostiker an eine Universität in North Carolina eingeladen, um vor US-amerikanischen Kollegen über die weltweit anerkannten Erfahrungen Kubas bei der rechtzeitigen Evakuierung vor Hurrikans zu dozieren. Das rief bittere Erinnerungen an die dramatischen Ereignisse rund um den Hurrikan »Katrina« wach, als Präsident George W. Bush das sofortige Hilfsangebot der Kubaner zurückwies.

Kuba war 1982 auf die von Präsident Ronald Reagan eingeführte »Terrorliste« der US-Regierung aufgenommen worden, weil es zeitweilig lateinamerikanische Guerillas mit Know-how versorgte, Black-Panther-Aktivisten Unterschlupf gewährte und Mitglieder der spanischen ETA aufnahm. Gleichzeitig bildete und rüstete die US-Regierung auf ihrem Territorium die gefährlichsten antikubanischen Terroristen aus und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie Kuba in die Knie zwingen wollte.

All das ist Vergangenheit - auf Seiten Kubas. Die USA haben allein von 1996 bis 2011 über 205 Millionen Dollar in Vorhaben zur Unterwanderung Kubas gesteckt. Für die Verteilung ist die staatliche Agentur für Entwicklungshilfe USAID verantwortlich. Sie spielte auch in dem Fall Alan Gross eine Rolle. Der US-Amerikaner führte während dreier Reisen nach Kuba Dutzende modernster elektronischer Geräte mit sich, deren Einfuhr untersagt ist, und wurde 2011 wegen subversiver Aktivitäten gegen Kubas Sicherheit zu 15 Jahren Haft verurteilt. Der Fall Gross wurde laut US-Präsident Barack Obama zu einem verhängnisvollen Hindernis für die Beziehungen zu Kuba. Obama wollte aber auch »an die tristen Umstände denken, unter denen viele Kubaner leben«. Die Kuba-Politik der USA hat sich in den letzten 50 Jahren nicht gewandelt, lautete die Replik aus dem Außenministerium in Havanna.

Dass nun der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Demokraten, John Kerry, der die bisherige Kuba-Politik als »wenig realistisch, überholt und irrelevant« einschätzte, Außenminister ist, ist ein Hoffnungsschimmer für etwas Wandel in Washington. Als Chef des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten hatte Kerry erwirkt, dass ein Millionenbetrag für eine ähnliche Operation wie die von Gross zurückgehalten wurde - das sei nämlich nur hinausgeworfenes Geld.

Auch ganz andere Prominente unterstützen Kuba. Als Anfang April die Popstars Beyoncé und Jay-Z den Inselstaat besucht hatten, wütete es aus Miami, die beiden hätten »den Unterdrückungsapparat der Castros, der das kubanische Volk brutal knechtet«, mit Dollars gefüttert. Jay-Z rappte dagegen: »Mir gefallen die Kubaner. Unsere Politiker haben nie einen Dreck für mich getan, sondern mich nur belogen und die Tatsachen verbogen.«

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