Internetsicherheit: Besser Titten als Torrent

Interaktive Karte zeigt, wo Geheimdienste Nutzer-Daten abfangen

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.
Dass Geheimdienste überall mitlesen, ist bekannt. Wie und wo die private E-Mail den Weg zum BND findet, ist hingegen schwer verständlich. Eine interaktive Karte will nun Abhilfe schaffen und gibt nebenbei einen kleinen Einblick, wie es eigentlich funktioniert – dieses Internet.

Von der Buchbestellung bis zum Facebook-Post: Dass Geheimdienste irgendwie und irgendwo alles abfangen, was online passiert, ist spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens bekannt. Einen anschaulichen Einblick, welchen Weg die Daten dabei genau nehmen und wo sie von BND, NSA und Co abgefangen werden, zeigt seit Donnerstagabend eine interaktive Karte.

Dabei verrät die Weltkarte von OpenDataCity zuerst, wie weltweit das World Wide Web tatsächlich ist: Klickt man auf einen von zwölf vorgegebenen Buttons, die von Amazon bis YouTube für einige der größten Web-Dienstleister stehen, fährt der imaginäre Datenstrom meist durch Unterseekabel über den halben Globus um kurz darauf wieder am Ausgangsort anzukommen.

Ein Klick auf den Skype-Button zeigt beispielsweise, dass der Anruf mit dem Online-Telefondienst mittels transatlantischem Glasfaserkabel als erstes in der US-Hauptstadt Washington D.C. landet. Anschließend werden die Daten in das 600-Einwohner Dorf Isenburg im Westerwald geschickt, bis der Datenstrom schließlich über einen Umweg durchs hessische Dreieich im kanadischen Toronto endet. In einem Infokasten erfährt man dazu, welcher Geheimdienst mitliest. Im Fall des Skype-Gespräches ist es neben dem BND und der NSA auch der kanadische Militär-Geheimdienst CSEC.

Bei welchem Geheimdienst die Daten landen hängt davon ab, wo der jeweilige Anbieter seinen Sitz hat und welche Glasfaserkabel er nutzt. Auch darüber informiert die Karte: So erfährt vom Herunterladen von Raubkopien auf der Seite des Torrent-Anbieters „Pirate Bay“ „nur“ der BND und die NSA, die die illegalen Downloads auf dem Weg durch Europa und den Mittleren Westen der USA registrieren. Für einen Besuch beim Buchhändler Amazon interessieren sich hingegen mit Britten, Franzosen und Deutschen gleich die Geheimdienstler dreier Länder. Und wer die Überwachung auf das absolute Minimum reduzieren will, dem bleibt lediglich, Videos auf YouPorn zu schauen. Die Daten des Porno-Portals werden auf ihrem Weg in die Schweiz „nur“ vom BND abgefangen.

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