Auszeichnung für Demminer Bündnis

»Courage-Preis« der Nordost-Linksfraktion

  • Lesedauer: 2 Min.

Schwerin (nd-Schäfer). Seit 2008 steht der 8. Mai in Demmin unter besonderem Vorzeichen: Die Stadt an der Peene ist seit Jahren Schauplatz rechtsradikaler Aufzüge gegen die »Verbrechen« der Roten Armee 1945. In Demmin waren die russischen Truppen zunächst kampflos eingezogen. Nach der Vergiftung mehrerer Offiziere durch präparierten Wein kam es jedoch zu Gewaltexzessen durch die Soldaten. Die Stadt wurde vollständig niedergebrannt - und eine erhebliche Zahl ihrer Bewohner beging aus Angst Selbstmord.

Es ist also eine ambivalente Situation, mit dem sich das Demminer »Aktionsbündnis 8. Mai« auseinandersetzen muss: Es gilt, sich der Propaganda entgegenzustellen, ohne die Geschehnisse schönzureden. Doch das lokale Bündnis, das nicht nur jeweils im Mai mit einem »Friedensfest« dem Hassmarsch begegnet, sondern auch das ganze Jahr über Kultur- und Bildungsveranstaltungen zu Krieg, Gewalt, Rechtsradikalismus und Rassismus organisiert, zeigt sich dieser Herausforderung in besonderer Weise gewachsen - und wurde deshalb mit dem »Courage«-Preis der Linksfraktion im Landtag ausgezeichnet. Den Festvortrag hielt Landesrabbiner William Wolff.

Die von den LINKE-Fraktionsmitgliedern gestiftete und mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung wurde zum vierten Mal vergeben. Nominiert waren außerdem das Stralsunder Bündnis »Rock gegen Rechts« und »Feine Sahne Fischfilet«. Die Punkband engagiert sich seit Jahren kontinuierlich gegen Neonazis - und muss sich gegen ihre Klassifizierung als »linksextrem« durch den Nordost-Verfassungsschutz zur Wehr setzen.

Der Linksfraktionsvorsitzende Helmut Holter sagte, die Festveranstaltung zur Preisverleihung sei alle Menschen gewidmet, »die nicht zulassen, dass sich rechtsextremistisches Denken und Handeln weiter ausbreitet - nicht auf den Straßen und Plätzen, nicht in den Parlamenten und vor allem nicht in den Köpfen«. Neonazis versuchten, ganze Ortschaften in Mecklenburg-Vorpommern mit ihrer Ideologie zu belegen. Sie hätten es zum zweiten Mal geschafft, in den Landtag einzuziehen. Ein drittes Mal dürfe es nicht geben, mahnte Holter.

Neben der LINKEN verleiht auch die Nordost-SPD einen jährlichen Preis für herausragendes und mutiges Engagement gegen Rechts. Im Juni wurde der »Johannes-Stelling-Preis« an die Initiative »Vorpommern - weltoffen, demokratisch, bunt« vergeben. Das Bündnis aus dem östlichen Landesteil hatte 2012 u. a. mit einer Menschenkette gegen das »Pressefest« der NPD protestiert.

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