Die Wahl der Brille

Guido Speckmann über eine CO2-Emissionsstudie und ihre Schlagzeilen

  • Lesedauer: 1 Min.

So kann man eine Nachricht auch verkaufen: »Der Anstieg der CO2-Emissionen verlangsamt sich« ist in Nachrichtenagenturen und Medien zu lesen. Gemeint sind die Ergebnisse einer Analyse der niederländischen Umweltprüfbehörde. Demzufolge habe sich der Ausstoß des maßgeblich für die Erderwärmung verantwortlichen Kohlenstoffdioxids im Jahr 2012 um nur 1,1 Prozent erhöht. Im Vorjahr waren es noch 2,9 Prozent gewesen.

Außen vor bleibt dabei mehreres: Einerseits war das Wirtschaftswachstum 2012 schwächer als 2011. Bei einem höheren wäre auch mehr CO2 ausgestoßen worden, so die Erfahrung. Andererseits bleiben die sogenannten indirekten Emissionen, zum Beispiel durch die Zerstörung von CO2-bindenden Torfen oder Wäldern, unberücksichtigt. Am wichtigsten aber: Laut Schätzungen von Greenpeace wäre ein Rückgang der Emissionen um jährlich fünf Prozent notwendig, um die Klimakatastrophe noch verhindern zu können. Allein die derzeit 14 größten geplanten fossilen Kraftwerke würden den CO2-Ausstoß 2020 um 20 Prozent erhöhen. Zwar spricht auch die niederländische Studie von einem Rekordhoch des Kohlenstoffausstoßes. Dann aber hätte man eine andere Brille aufsetzen müssen: »CO2-Emissionen auf einem Höchststand« oder »Klimaerwärmung schreitet weiter voran« - und das trotz Energiewende und grüner Rhetorik.

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