Gefährliche Defizite im Nordosten

Jede achte Grundschule ohne Schwimmunterricht

  • Iris Leithold, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Land der mehr als 1000 Seen ist es um das Schwimmenlernen in der Schule nicht zum Besten bestellt - der im Lehrplan der Grundschulen vorgesehene Unterricht wird in Mecklenburg-Vorpommern längst nicht überall erteilt. Im Schuljahr 2012/2013 war mehr als jede achte Grundschule betroffen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der LINKEN im Landtag hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Mehrere Gründe wurden dafür genannt: Sie reichen von schlechtem Wetter während des im Freien geplanten Schwimmlagers bis zur fehlenden Übernahme der Fahrtkosten durch den Schulträger. Mitunter mangelte es auch an einem Rettungsschwimmer oder einer geeigneten Schwimmstätte. An mancher Grundschule gibt es auch nur alle zwei Jahre Schwimmunterricht, dann für zwei Klassenstufen. Das Bildungsministerium hatte 268 Schulen mit Grundschülern befragt. Davon hatten 247 geantwortet.

Der Schwimmunterricht in der Schule ist auch nicht immer von Erfolg gekrönt: Von den 10 585 Kindern, für die es im Schuljahr 2012/13 Schwimmunterricht gab, beendeten ihn fast 1300 als Nichtschwimmer.

Rettungsorganisationen wie das DRK und die DLRG sind mit der Situation nicht zufrieden. Sie steuern mit eigenen Schwimmkursen gegen. Allein das DRK in Mecklenburg-Vorpommern erteilt in seinen Kitas jährlich rund 1000 Vorschulkindern kostenlos Schwimmunterricht, wie der zuständige Referent beim Landesverband, Thomas Powasserat, der dpa sagte.

Dafür seien die Erzieherinnen zu Schwimmlehrern ausgebildet worden. Die Kurse enden mit der Prüfung zum »Seepferdchen«. Dafür muss man vom Beckenrand ins Wasser springen und 25 Meter schwimmen sowie einen Gegenstand aus dem schultertiefen Wasser heraufholen können.

Für seine Bildungsidee wurde das DRK MV vor einem Jahr beim Wettbewerb »Deutschland - Land der Ideen« ausgezeichnet. Das könne den Schwimmunterricht in der Schule aber nicht ersetzen, sagte Powasserat. »Wenn die Kinder in dem Alter das Schwimmen längere Zeit nicht üben, können sie es auch wieder verlernen.« In den Sommerferien bieten DRK und DLRG in Mecklenburg-Vorpommern auch Schwimmlager an Seen und Küste an. Die Nachfrage ist groß, die Kurse meist ausgebucht, wie es hieß. Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG zufolge kann bundesweit ein Drittel der Kinder und ein Viertel der Erwachsenen nicht oder nur schlecht schwimmen. Im vergangenen Jahr sind mehr als 440 Menschen in Deutschland ertrunken. dpa/nd

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