Der Hass der Schwachen
Sarah Liebigt zur Predigt von Abdel Moez Al-Eila in Kreuzberg
»Eine Frau sollte ans Haus gebunden sein und ihre Zeit und Mühe ihren Kindern und ihrem Ehemann widmen. (...) Der Ehefrau ist es nicht erlaubt, nein zu sagen. (...) Selbst, wenn eine Frau ihre Periode hat, ist das nichts, das ihren Mann davon abhält, ihren Körper für sein Vergnügen zu benutzen.«
Die Predigt des Abdel Moez Al-Eila war keine Hasspredigt. Was der Imam in der Kreuzberger Moschee ins Mikrofon sprach, entspringt einer patriarchalen Ideologie, die als Religion verkauft/interpretiert/missverstanden wird und die letzten Endes auf dem verleugneten Verständnis beruht, alle Männer seien Schwächlinge, deren Geist so willig ist wie ihr Fleisch schwach. Weil das so ist, müssen sie Frauen unterwerfen, völlig und total.
Wie einfach ist es jetzt, »diesen Islamisten« vorzuwerfen, ihre Ansichten seien mittelalterlich. Es ist mitnichten 700 Jahre her, dass Frauen hierzulande die Erlaubnis ihres Gatten brauchten, damit sie arbeiten gehen dürfen.
Vielleicht ist aber auch jeder Versuch, Auftritte und Fortbestand solcher vorgeblich religiösen Männer zu erklären, sinnlos. Je öfter man dieses konkrete Beispiel des Glaubenskrieges gegen Frauen studiert, desto mehr gelangt man zurück zur Meinung, dass das nichts anderes ist als Hass gegen Frauen. Jahrtausende alter Hass, gepaart mit der widernatürlichen Überzeugung, der Mann sei etwas besseres.
Die Vorstellung, junge Männer lauschten diesen Worten und nicken dabei, mitten in Berlin, im Jahr 2015, die macht sprachlos. Kein Wort ist genug gegen diesen Hass. Alle Vernunft prallt daran ab.
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