Schwerer Sound in Jena
FC Carl Zeiss mit neuem Sponsor und alten Problemen
Kurz vor Anpfiff dröhnten schwere Gitarren und getriggerter Doublebass-Sound aus den Boxen - konsequenterweise laufen die Regionalligakicker des FC Carl Zeiss Jena seit diesem Sonntag auch zu den Klängen ihres neuen Trikotsponsors auf. »Heaven shall burn«, in Agenturmeldungen gerne als »Heavy-Metal-Band« bezeichnet, de facto aber eine recht heftige »Metalcore«- (Härter, vor allem schneller als Metal und mit definitiv-unmelodiösem Gesang) Combo, ist seit diesem Spieltag - und zumindest bis zum Ende der Spielzeit - auf der Brust des Thüringer Traditionsvereins zu lesen.
Getreu dem Motto »Support your local team« unterstützt die Band aus Saalfeld ihren Lieblingsverein, dessen Spiele einzelne Bandmitglieder traditionell auf den Stehplätzen in der Südkurve verfolgen. Die Begeisterung über das Engagement der international erfolgreichen Band war in der Jenaer Fanszene so groß, dass schon vor dem Anpfiff die erste Charge Trikots (1000 Exemplare) vergriffen war. Offenbar findet das Gros der Fans, dass eine Band, die mit der Antifa und der Tierrechtsbewegung sympathisiert, ganz gut zu Verein und Fanszene passt.
Kurzum: In Jena wären am Sonntag 4500 der 5731 Zuschauer mit sich und ihrem Verein völlig im Reinen gewesen, wenn die Lage nicht so wäre wie sie ist. Auch in den vergangenen Tagen haben sich einige Funktionäre wieder wechselseitig der Inkompetenz geziehen, harmonisch war es im Jenaer Paradies in den vergangenen Jahren allerdings selten. Statt aufzusteigen, wie man sich das vorgenommen hatte, dümpelt man reichlich abgeschlagen im Niemandsland der ersten Tabellenhälfte herum, und anstatt wenigstens gegen Magdeburg »das Stadion zu rocken«, wie es FCC-Trainer Volkan Uluc angekündigt hatte, lag man gegen die technisch besseren Gäste auch schnell im Rückstand.
In der 18. Minute drehte sich Keeper Timo Berbig bei einem Schuss von Christian Beck zur Seite. Es stand 1:0 für den Tabellenführer, der zur Halbzeit sogar 3:0 führte, weil Jenas Kapitän Pierre Becken (43./Eigentor) und Nils Butzen (45.) sich so freizügig zeigten. In der 31. Minute hatten die Zuschauer Elfmeter gefordert, als FCM-Keeper Jan Glinker Jenas Johannes Pieles an der Strafraumgrenze vom Ball holte. Doch Magdeburg, das im Fernduell mit dem punktgleichen FSV Zwickau, der zeitgleich bei Viktoria Berlin ran musste, jedes Tor braucht, hatte Glück - Schiedsrichter Alexander Sather ließ weiterlaufen. Glinker wurde wenige Minuten danach ausgetauscht, für den ehemaligen Union-Keeper kam Matthias Tischer.
Doch auch der bekam nicht viel Arbeit. Stattdessen hatten die Magdeburger Lars Fuchs (54.) und Sven Reimann (56.) weitere Chancen für die Elbestädter, die nur allzugerne in der kommenden Spielzeit drittklassig spielen würden. Erst in der 63. Minute hatte der FCC die erste Chance, als Tino Schmidt Tischer den Ball in die Arme schoss. Während die FCM-Fans auch noch das 4:0 feiern durften (Butzen, 86.), sehnten sich die Thüringer Fans dem Schlusspfiff entgegen. Und einer neuen Saison, in der man auf den eigenen Nachwuchs setzen will ...
Und Magdeburg? Durfte zwischenzeitlich sogar davon ausgehen, dass der Sieg in Jena auch eine solidere Tabellenführung bedeuten würde. Schließlich stand es 2:2-Unentschieden in Berlin, ehe Zwickaus Manuel Stiefel seinen FSV in der 72. Minute wieder in Führung schoss (Endstand: 2:4). Es bleibt spannend in der Regionalliga Nordost.
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