Dead or alive?

Angeblich schon beerdigt: Taliban-Chef Mullah Omar

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Hinweise auf den Tod von Taliban-Chef Mullah Omar haben sich verdichtet. Entsprechende Berichte würden geprüft, hieß es in Kabul.

Kabul. Ein afghanischer Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte am Mittwoch, Taliban-Chef Mullah Omar sei »vor zwei Jahren an einer Krankheit gestorben«. Seit dem Sturz der Taliban 2001 durch eine Offensive unter US-Führung wurde Omar nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.

Über den Mann ist wenig bekannt. Der in Koranschulen erzogene Islamist brach nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan 1979 seine Studien ab, um sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen. Er wurde Kommandeur einer Mudschahedin-Truppe und verlor ein Auge. Nach dem Abzug der Sowjets zehn Jahre später begann er, eine radikale Bewegung aufzubauen, die Taliban. Omar war ein enger Vertrauter des 2011 von den USA getöteten Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden.

Laut dem Sprecher ist Omar »im Süden des Landes beerdigt worden«. Der Tod sei von pakistanischen Regierungsvertretern bestätigt worden. Auch ein Vertreter der Taliban erklärte, Omar sei »nach unseren Informationen tot«. Allerdings fügte er hinzu, er habe keine Informationen über Todesursache und -datum.

In den vergangenen Monaten verdichteten sich die Gerüchte, dass der Taliban-Chef tot sei. Dies war auch auf den Umstand zurückzuführen, dass es keine neuen Video- oder Audio-Botschaften Omars mehr gab. Mitte Juli wurde allerdings eine Omar zugeschriebene schriftliche Erklärung zum Fastenbrechen am Ende des Ramadan verbreitet. Darin erklärte sich der Taliban-Chef indirekt damit einverstanden, mit der Regierung in Kabul Gespräche zu führen. Da die Erklärung nur schriftlich eingegangen sei, hätten sich die Gerüchte über den Tod Omars in den Reihen der Taliban verbreitet, sagte der Sprecher weiter. Sollte sich der Tod Omars bestätigten, würde dies die bereits vor einigen Wochen begonnenen Friedensgespräche zwischen den Taliban und Kabul beeinflussen. Ein zweites Gespräch ist für die kommenden Tage vorgesehen, vermutlich an diesem Donnerstag in Pakistan. Das Schweigen Mullah Omars hatte zuletzt zur Folge, dass ein Teil der Taliban-Kämpfer zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) überlief. AFP/nd

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.