Reaktionärer »Lebensschützer«-Aufmarsch blockiert

Bündnis »What the Fuck« ist »super zufrieden« / Mehrere Tausend protestieren gegen »Marsch für das Leben« / Polizei räumt Sitzblockade von Gegendemonstranten

  • Simon Brost
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Hunderte Menschen haben am Samstag über längere Zeit erfolgreich einen Aufmarsch von so genannten Lebenschützern blockiert. Am Nachmittag hatte sich der Aufzug von christlichen Abtreibungsgegnern, Fundamentalisten und anderen Reaktionären kaum vorwärtsbewegen können. Zahlreiche Teilnehmer verließen den »Marsch« aus diesem Grund vorzeitig. Die von den Organisatoren als »Schweigemarsch« angekündigte Demonstration gegen Schwangerschaftsabbrüche durch Berlin-Mitte endete am Samstagnachmittag teilweise sogar in Tumulten.

Auf dem Weg Richtung Berliner Dom, wo ein Gottesdienst geplant war, wurde der »Marsch für das Leben« immer wieder von Sitzblockaden und Protesten gestoppt. Nach ihrer gewaltsamen Räumung durch die Polizei, formierten sich die Blockaden stets aufs Neue. An den Protesten nahmen auch Politiker von Linkspartei und Grünen teil.

Gegen den Anti-Abtreibungsmarsch hatten zwei Bündnisse zu Protesten mobilisiert. Das Bündnis »What the Fuck« aus autonomen, antifaschistischen und feministischen Gruppe hatte zu einer Demonstration vom Anhalter Bahnhof und anschließenden Blockaden aufgerufen. Die nach Veranstalterangaben 2000 Teilnehmer der linksradikalen Demonstration vereinigten sich schließlich am Gendarmenmarkt mit der mit laut Polizeiangaben 450 Demonstranten des »Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung«, das vor allem von Parteien und Verbänden getragen wurde.

Sarah Bach, Sprecherin des »What the Fuck«, zog am Nachmittag ein erstes positives Fazit. »Super zufrieden« sei das Bündnis, dass der »Marsch für das Leben« wegen der Blockaden nicht wie geplant weiterlaufen konnte. Kritik übte die Bündnissprecherin am Polizeieinsatz. Mehre Teilnehmer hätten von einem »äußerst gewalttätigen« Vorgehen der Polizei berichtet. 60 Teilnehmer der Gegendemonstration seien von der Polizei plötzlich eingekesselt worden, ihnen werde nun allen Landfriedensbruch vorgeworfen, sagte Bach dem nd.

Zu dem jährlichen »Marsch für das Leben« des reaktionären Bundesverbandes Lebensrecht waren Tausend angereist. Nach Polizeiangaben beteiligten sich daran rund 5.000 Menschen, die Veranstalter sprachen von mehr als 7.000 Teilnehmern. Darunter waren mehrere katholische Bischöfe. Beobachter werfen den im Verband organisierten Gruppen ein nationalistisches, völkisches und antifeministisches Weltbild vor. Neben Martin Lohmann, Bundesvorsitzender des Verbandes, führte die Berliner AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch den Zug an.

»Extremistisch-religiöse Gegnerinnen und Gegner fordern wieder das vollständige Verbot und eine Bestrafung aller Schwangerschaftsabbrüche - sowohl in Deutschland als auch für ganz Europa. Dabei soll den Frauen und Mädchen das Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen, genommen werden«, kritisierte die Linkspartei. mit Agenturen

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