Der Nächste, bitte!

Die Basketball-Bundesliga war vor ihrem Saisonstart mal wieder eine wilde Tauschbörse

Vor dem Start der Basketball-Bundesliga tauschten die 18 deutschen Klubs die Hälfte ihrer Mannschaften aus. Auch der ehemalige Serienmeister Alba Berlin, der zum Ausbildungsverein mutiert ist.

Kaum ist die Basketball-EM vorbei, geht die Bundesliga schon wieder los. Die Fans mussten hierzulande keine lange Sommerpause überbrücken und freuen sich, dass mit Alba Berlin und ratiopharm Ulm an diesem Donnerstag zwei traditionell gute Mannschaften die neue Saison eröffnen werden. Albas Trainer Sasa Obradovic freut sich allerdings gar nicht, dass es schon wieder losgeht. »Ich brauche noch mehr Zeit«, sagt der Serbe. Seine Mannschaft hat er erst seit gut zehn Tagen wieder komplett beisammen. An eine gute Vorbereitung war da nicht zu denken.

Nur fünf Spieler aus der vergangenen Saison sind Obradovic geblieben, keiner von ihnen stand regelmäßig in der Startformation. Vier US-Amerikaner und zwei Kroaten wurden bislang von drei neuen Amerikanern, einem Serben und einem Bosnier ersetzt. Fünf Spieler waren teils lange mit ihren Nationalteams unterwegs. Das kann einem Klubtrainer nicht gefallen, aber ändern kann er es eben auch nicht. »Nun müssen wir durch Spiele besser werden, auch wenn einige noch mehr Training gebraucht hätten.«

Bei Gegner Ulm gab es auch tiefgreifende Veränderungen. Verließen Alba acht Spieler, ließ Ulm sogar elf ziehen. Trainer Thorsten Leibenath muss neun neue integrieren. Ein von Eingespieltheit geprägtes hohes Niveau ist zu Saisonbeginn also nicht zu erwarten. »Das heißt aber nicht automatisch, dass wir schlecht spielen werden. Wir haben viel Potenzial in der Mannschaft«, sagt Obradovic. »Wir werden nur sehr unbeständig sein.«

Dass üblicherweise zwölf bis 15 Spieler umfassende Kader so radikal umgestellt werden, ist keine Seltenheit in Europas Basketballligen. Da macht die Bundesliga keine Ausnahme. Die 18 deutschen Klubs tauschten im Schnitt mehr als sechs Spieler aus, also mehr als die Hälfte einer im Spiel einsetzbaren Mannschaft. Grund sind fehlende Rechte von Nicht-EU-Ausländern und große Gehaltsgefälle zwischen den Klubs. Amerikaner oder Serben, die aus den besten Basketballnationen der Welt kommen, werden nur selten länger als ein Jahr angestellt, oft sogar nur für wenige Monate. Bringen sie die Mannschaft nicht merklich voran, wird einfach der nächste ausprobiert. Von den US-Colleges kommen schließlich ständig neue Talente über den Atlantik.

Alba stattet Amerikaner seit wenigen Jahren immerhin mit Zwei-Jahres-Kontrakten aus, doch viele davon liefen nach der vergangenen Saison aus. So wechselten in Berlin gereifte Spieler wie Reggie Redding, Cliff Hammonds oder Jamel McLean selbst den Verein, um irgendwo anders mehr Geld zu verdienen.

»Ich habe gehört, dass man sich bei Alba gut weiterentwickeln kann, dass Berlin ein gutes Sprungbrett zu großen Vereinen ist«, begründete Neuzugang Jordan Taylor seinen Wechsel an die Spree. Was nach einem Kompliment klingt, mag Albas Geschäftsführer Marco Baldi wahrscheinlich nicht hören. Die Zeiten, als sich Alba bei anderen deutschen Klubs bedienen konnte, sind vorbei. Jetzt wechseln die Stars von Berlin nach München. Gegen den FC Bayern schied Alba nun drei Jahre in Serie in den Playoffs aus und verlor danach immer wieder wichtige Spieler an die potenteren Münchner.

Alba ist vom Spitzenklub zum Ausbildungsverein mutiert, der alle zwei Jahre mal oben mithalten will, bis die Mannschaft wieder auseinanderbricht. In der vergangenen Saison war ein Platz unter den besten Vier das erklärte Ziel, für die neue Spielzeit gibt es nicht mal eins. Im Frühjahr verpassten die Berliner äußerst knapp das Viertelfinale der Euroleague, nun spielen sie nur noch im zweitklassigen Eurocup. Die deutsche Wildcard ging an Vizemeister Bayern, obwohl das Euroleague Final Four 2016 in Berlin stattfinden wird.

Die Favoriten auf den deutschen Meistertitel sind somit wieder Titelverteidiger Bamberg und vor allem die Bayern, die Deon Thompson aus Israel zurückholten, dazu KC Rivers von Euroleague-Sieger Real Madrid und den aufstrebenden deutschen Nationalspieler Maximilian Kleber aus der starken spanischen Liga. Gleich fünf Nationalmannschaftskollegen wurden dafür aussortiert.

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