Publizistisches Gewicht

PERSONALIE

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die kanadische Regierung hat eine Reisewarnung für Teile Ostdeutschlands herausgegeben. Dort würden Menschen »wegen ihrer Rasse oder ihres ›ausländischen‹ Aussehens« bedroht oder angegriffen, heißt es. Die kanadische Regierung vergaß allerdings hinzuzufügen, dass sich die Angegriffenen nicht darauf verlassen können, von der Polizei ausreichend gegen solche Attacken geschützt zu werden.

Kanadischen Touristen sei deshalb empfohlen, sich bei Dirk Birgel, dem Chefredakteur der »Dresdner Neuesten Nachrichten« (DNN) zu erkundigen, wie sie die durch die Ordnungsmacht ausgehende Gefährdung einzuschätzen haben. Birgel hat das Verhalten der Polizei bei den Übergriffen gegen Journalisten während des Pegida-Aufmarsches vor wenigen Tagen in Dresden mit den Worten kommentiert: »Ich habe den Eindruck, dass der Verfolgungsdruck der Polizei so gering ist, dass sich Leute ermutigt fühlen, so etwas zu tun, um dann unbehelligt in der Masse zu verschwinden.«

Wie zur Bestätigung legte die Polizei in Dresden am Mittwoch noch einmal nach. Als Asylgegner beim Protest vor einer geplanten Flüchtlingsunterkunft drei Journalisten bedrängten, haben laut DNN anwesende Polizeibeamte die Journalisten weggeführt, statt die etwa 20 »aggressiv Demonstrierenden« zurückzudrängen. Die Polizisten seien auch nicht eingeschritten, als die Demonstranten begonnen hätten, »die Journalisten aus allen Winkeln zu filmen und zu fotografieren«.

Mit Birgel hat Sachsens Polizei einen durchaus einflussreichen Journalisten entzürnt. Der 49-Jährige, der seit 1999 Chefredakteur der DNN ist, hat viele Jahre in verschiedenen Funktionen für Zeitungen der mächtigen WAZ-Mediengruppe (heute Funke-Mediengruppe) gearbeitet und besitzt als regelmäßiger Gastkommentator im »Deutschlandfunk« publizistisches Gewicht.

Und was tut die Sachsens CDU? Die hat nach der kanadischen Reisewarnung von Rufschädigung gesprochen - und damit Öl ins Feuer der Pegida-Marschierer gegossen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal