SenatorIn für Gedöns

MEINE SICHT

Jetzt haben wir es schriftlich. Berlin wird jünger, deshalb hipper und auch unverheirateter. Die Zeiten, als Betroffene noch über Loriot-Sketche zum Thema Ehe gelacht haben, sind vorbei. Die BerlinerInnen zwischen 30 und 36 Jahren sind nachhaltig verschreckt, die Ehe - ein Auslaufmodell, Kinder auch. Dabei macht es einem der Alltag in Berlin schon nicht so leicht, allein zu sein. Das fängt an bei riesigen Wurstpackungen, die am Ende vergammelt im Müll landen, und endet bei der Suche nach einer der drei Einraumwohnungen, die noch zu haben sind.

Das alles ist aber nichts gegen die Herausforderungen, die eine alleinerziehende Mutter (über 90 Prozent aller Alleinerziehenden sind weiblich) in Berlin meistern muss. Neben den jungen Unverheirateten sind auch sie es, die das Bild der Stadt prägen. Um knapp ein Viertel ist ihr Anteil seit Mitte der 90er Jahre gestiegen. Noch immer sind sie im Vergleich zu Frauen in Lebenspartnerschaften oder Ehen schlechter ausgebildet, denn spätestens nach dem zweiten Kind wird es schwierig, überhaupt noch einen Fuß in die Tür zu kriegen. Knapp die Hälfte aller Alleinerziehenden mit zwei Kindern oder mehr arbeitet gar nicht.

Warum ist es eigentlich so, dass das Thema Familie keine feste Zuständigkeit im Senat hat? Gehört das »Gedöns« jetzt zu Frauen oder ist für dieses Querschnittsthema quasi jede und damit keine Verwaltung verantwortlich? Sich darauf zu konzentrieren, Alleinerziehende in einen Arbeitsmarkt zu integrieren, der sie schlechter bezahlt und gestresster zurücklässt oder ihren Steuerfreibetrag anzuheben, ist dann auch zu wenig.

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