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Selamat siang heißt Guten Tag

Mehr als 17 500 Inseln: Christina Schott porträtiert den größten Archipel der Welt

Selamat datang ke Indonesia. Wilkommen in Indonesien. Diese Begrüßung werden Messebesucher hören, wenn sie den Pavillon des Gastlandes betreten. Sie werden von hübschen jungen Frauen in farbenfrohen Sarongs mit strahlendem Lächeln empfangen. Wer deren Freundlichkeit erwidern möchte, sage: Selamat siang. Guten Tag.


Christina Schott: Indonesien. Ein Länderporträt.
Ch. Links. 220 S., br., 18 €.


Unter den Herbstneuerscheinungen deutscher Verlage finden sich viele Bücher über und aus Indonesien, dem größten Archipel der Welt mit mehr als 17 500 Inseln und über 253 Millionen Einwohnern. Ein Wörterbuch ist nicht darunter. Dabei wird Bahasa Indonesia von etwa 162 Millionen Menschen gesprochen, von denen die meisten auf Java leben, mehrere Hunderttausend aber auch in Singapur, Osttimor, Saudi-Arabien und den Niederlanden (bescheiden dagegen die Zahl deutsch sprechender Erdenbewohner).

»Rund 700 Sprachen werden in Indonesien gesprochen, das entspricht etwa einem Zehntel aller Sprachen der Welt«, weiß Christina Schott. Bahasa Indonesia vereinte und vereint die Nation. Die offizielle Verkehrssprache hat viele Lehnwörter aus dem Wortschatz der ehemaligen Kolonialherren, der Niederländer, übernommen, so Kontor für Büro, ist aber noch reicher an Wörtern aus dem Sanskrit, wie Guru für Lehrer.

1998 reiste Christina Schott zum ersten Mal in das Land mit der viertgrößten Bevölkerung der Welt und weltweit größten muslimischen Gemeinschaft. In jenem Jahr stürzte Diktator Suharto. Die Journalistin informiert sachlich über die blutigen Ereignisse 1965, die einer halben Million Indonesier das Leben kostete, und weist die Behauptung, Suharto habe damals einen kommunistischen Putsch vereitelt, ins Reich antikommunistischer Lügen. Indonesischen Kommunisten begegnete die Autorin bezeichnenderweise erstmals 2003 in einem kleinen Lokal in Paris, darunter der jüngere Bruder des 1965 ermordeten PKI-Chefs D.N. Aidit. Kommunisten gehörten vor Suhartos »Neuer Ordnung«, in der »Gelenkten Demokratie« unter dem charismatischen Befreiungsführer und »Vater der Nation« Sukarno, zur Elite des Landes und leben noch immer im Exil.

Neben historisch-politischen Streifzügen lädt Christina Schott zu Spaziergängen durch teils unberührte Natur, in Tourismusparadiese und ins quirlige, bunte Treiben der Städte ein. Sie bietet Einblicke in die reiche Kultur und Kochtöpfe Indonesiens. Ein kluges, geschmack- und liebevolles Länderporträt.

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