Der Kampf um die Töpfe
Es gibt genug zu essen - aber nicht für jeden. Denn Hunger ist eine Verteilungsfrage
Berlin. Millionen Menschen haben zu wenig zu essen - nicht, weil es insgesamt an Nahrungsmitteln fehlt, sondern weil die Ressourcen ungerecht verteilt sind. Laut Welternährungsorganisation FAO hungern derzeit rund 795 Millionen. »Wir müssen dringend handeln und die Schwächsten unterstützen«, so Generaldirektor José Graziano da Silva anlässlich des heutigen Welternährungstags.
Die Schwächsten, das sind oft ausgerechnet Kleinbauern. »So paradox es klingt: Es wird vor allem dort gehungert, wo Nahrungsmittel produziert werden«, sagt der Agrarwissenschaftler Bernhard Walter von der Organisation »Brot für die Welt«. Zum Welternährungstags forderte er gegenüber »nd« Programme, die Kleinbauern in die Lage versetzen, ihre Produktionsbedingungen zu verbessern.
Hunger gehört neben Armut und Krieg zu den häufigsten Ursachen dafür, dass Menschen ihre Heimat verließen. Oft begleitet Hunger die Menschen auch auf der Flucht: Weil die reichen Staaten das Welternährungsprogramm der UNO hängenlassen, mussten Lebensmittelrationen in den Flüchtlingslagern gekürzt werden. Hier in Europa angekommen, fehlt den Flüchtenden auch oft eine hinreichende Versorgung - sie werden deshalb auch von den Tafeln mitversorgt, die bereits etwa eine Million Bedürftige hierzulande unterstützen.
Doch den Tafeln »schlägt zunehmend Wut entgegen«, sagte der Chef des Tafel-Bundesverbandes Jochen Brühl der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Man werde »beschimpft und beleidigt«, weil auch Flüchtende versorgt werden - rund 150 000 Asylsuchende bekommen derzeit täglich in den Tafeln Lebensmittelhilfe. »Flüchtlinge sind ebenso bedürftige Menschen wie auch arme Rentner oder Familien«, sagt Brühl. Man dürfe die Armen nicht gegeneinander ausspielen. vk Seite 2
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