Die Schönheit des Leitfadens

MEINE SICHT

Dass die Unterbringungssituation für Geflüchtete in Berlin eine Katastrophe ist, steht in dieser Zeitung nahezu täglich. Dass sich Senat und Bezirke gegenseitig blockieren, auch. Das zeigt jetzt wieder der Fall Reinickendorf, wo eine Unterkunft für etwa 1000 Menschen nicht eröffnen kann, weil auf der einen Seite der Bezirksbürgermeister sagt, es gebe dort technische Mängel, auf der anderen Seite selbst der Regierende Bürgermeister Michael Müller »Abstimmungsprobleme« im Bezirksamt ausmacht. Dieses Hick Hack macht einen fast wahnsinnig und man frag sich, wie viel ernster die Lage eigentlich noch werden soll, bevor endlich mal mit einem konkreten Plan vorgegangen wird.

Diese Planlosigkeit wird sich auch auf die kommende Kältesaison auswirken. Schon im letzten Jahr lebten Flüchtlinge zusammen mit Obdachlosen in Notunterkünften, weil Flüchtlinge keinen Platz im Hostel fanden oder am Wochenende beim LAGeSo vor verschlossener Tür standen: Zwei Gruppen von Menschen, die völlig unterschiedliche Bedürfnisse haben. Die Unterkünfte werden niemanden abweisen, darauf verlässt sich der Senat schon seit Jahren. Ganz abgesehen davon, dass die Zahl der wohnungslosen Frauen mit Kindern, die eigentlich separate Unterkünfte bräuchten, steigt. Wieder einmal wird die Realität jeden schönen Leitfaden für die Wohnungslosenhilfe überholen.

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