Umfrage: Manager immer unmoralischer
Unternehmensberater: VW-Skandal lediglich ein Symptom für allgemeinen Trend / Steigender Druck der Anteilseigner und Globalisierung als Ursachen »für den Moralverfall« genannt
Berlin. In deutschen Firmen wird immer verwerflicher gehandelt - das sagen jedenfalls 53 Prozent der befragten Unternehmensberater in einer Studie der Personalberatung LAB & Company. »Ehrlichkeit, Moral und Integrität nehmen in deutschen Unternehmen ab«, heißt es in einer Mitteilung über die Ergebnisse. Der VW-Skandal sei lediglich ein Symptom für ein immer unmoralischeres Verhalten in der Wirtschaft. An der Umfrage im November 2015 hätten sich 308 Unternehmensberater unterschiedlichster Branchen beteiligt.
»Realitätsverlust von Vorständen und Geschäftsführern ist häufigste Ursache für Unehrlichkeit«, so die Agentur. Die Unternehmensberater nannten zu 69 Prozent den Realitätsverlust von Vorständen und Geschäftsführern als wesentlichen Grund für diesen Trend. Dies führe häufig zu unerfüllbaren Zielvorgaben. »Diese Vorgaben werden nach unten durchgereicht, ohne zu bedenken, wie sie umgesetzt werden sollen. Es zählt nur das Ergebnis, nicht der Weg dorthin«, wird einer der Teilnehmer der Umfrage zitiert. Weitere »Ursachen für den Moralverfall« sind nach dem Urteil der Berater insbesondere steigender Druck durch Aktieninhaber (61 Prozent) sowie durch den globalisierten Wettbewerb (57 Prozent).
Laut LAB & Company nannten 78 Prozent der Unternehmensberater eine Unternehmenskultur, die Kritik und Widerspruch akzeptiere, als beste der Möglichkeiten, um Manipulationen und Betrügereien zu bekämpfen. »In einer angsterfüllten Unternehmenskultur bleibt Ehrlichkeit zwangsläufig auf der Strecke«, so Marcel Ramin Derakhchan von LAB & Company. Das Problem beginne oft an der Spitze: »Viele Chefsessel sind heute keine Schleudersitze mehr, sondern Abschussrampen.« nd
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