Scheinheiliges aus Berlin und Paris
Roland Etzel zur Kritik an Russlands Krieg in Syrien
Die syrische Armee ist dank der erheblichen russische Luftunterstützung vorgerückt. Für die Leiden der Zivilbevölkerung hat Russland folglich ein gerüttelt Maß an Verantwortung zu tragen, aber keineswegs allein.
Diejenigen, die derzeit im Westen am lautesten das militärische Vorgehen der Assad-Regierung beklagen, sind auch jene, die die syrischen Rebellen stets ermutigten, jegliche Gespräche mit Damaskus zu verweigern; moderatere Oppositionskräfte, die in Genf das Gespräch mit der Gegenseite wollten, wurden von Saudi-Arabien und der Türkei massiv daran gehindert. Weder aus Washington noch aus Berlin oder Paris gab es dazu öffentlich ein kritisches Wort. Dafür das stereotype »Assad muss weg«.
Russland macht »legitime Interessen« in Syrien geltend und erklärt auch seine militärische Unterstützung für die Regierung eines befreundeten Staates für legitim. Das kann man kritikwürdig finden. Tun dies aber die Außenminister Deutschlands und Frankreichs, ist das reichlich scheinheilig. Steinmeier sollte dann auch erklären, warum er zum Bombenkrieg Saudi-Arabiens gegen Jemen seit nunmehr elf Monaten schweigt; sein französischer Kollege, mit welch »höherem« Recht Paris in den vergangenen fünf Jahren in fünf Bürgerkriegen in der Elfenbeinküste, Mali, Libyen, Zentralafrika und Syrien mitgebombt hat.
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