Molenbeek: Rechte marschieren trotz Verbots auf
Auch Protest linker und Menschenrechtsgruppen von der Polizei aufgelöst / Über Hundert vorübergehend in Gewahrsam
Berlin. Trotz des Verbotes eines rechtsradikalen Aufmarschs im Brüsseler Stadtteil Molenbeek haben sich am Samstag in dem Viertel mehrere hundert Anhänger der Neuen Rechten versammelt. Der Aufruf zu der Kundgebung stammte von der rechtsextremen Gruppierung Génération Identitaire. Sie warb im Internet mit dem Slogan »Lasst uns die Islamisten hinauswerfen« und erklärte dazu, die Zeit der Kerzen und Trauermärsche sei vorbei. Nach Polizeiangaben kamen zudem mehrere linksgerichtete Gruppen zusammen, um gegen den Aufmarsch der Rechtsradikalen zu protestieren. Die Polizei nahm hier mehrere Gegendemonstranten vorläufig fest. Unter ihnen war der Präsident der belgischen Menschenrechtsliga, Alexis Deswaef.
Insgesamt kamen vorübergehend mehr als hundert Menschen in Gewahrsam, von denen jedoch nur zwei weiter festgehalten wurden. Bei einem der Festgenommenen handelte es sich demnach um einen Kraftfahrer, der eine Polizeikette durchbrach und eine Passantin verletzte. Gegen Abend beruhigte sich die Lage.
Die rechtsradikalen Identitären greifen Ansätze der intellektuellen Neuen Rechten auf und fordern »den Schutz des europäischen Kontinents vor Überfremdung, Massenzuwanderung und Islamisierung« sowie eine geistig-kulturelle Revolution der Jugend auf Grundlage der sogenannten »ethnokulturellen Identität«. Am Ostersonntag hatten im Stadtzentrum von Brüssel bereits rund 300 rechte Hooligans für Entsetzen gesorgt, die auf dem zentralen Börsenplatz nationalistische Parolen verbreiteten. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die schwarzgekleidete Menge vor.
Die Entscheidung zum Verbot der Demonstration war nach Gesprächen mit der Polizei und anderen Bezirksbürgermeistern getroffen worden. Molenbeek geriet in den vergangenen Monaten immer wieder wegen islamistisch motivierter Anschläge in die Schlagzeilen. Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam wurde Mitte März in Molenbeek festgenommen. Am 22. März wurden am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn bei Selbstmordanschlägen 32 Menschen getötet und 340 verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Agenturen/nd
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.