Deutsche Welle klagt gegen die Türkei
Interview mit Michel Friedman zum Putsch war beschlagnahmt worden
Bonn. Die Deutsche Welle wehrt sich juristisch gegen die Beschlagnahmung eines Interviews in der Türkei. Der staatsnahe Sender habe beim Zivilgericht in Ankara Klage auf Herausgabe des Videomaterials eingereicht, erklärte die Deutsche Welle (DW) am Montag. Der türkische Sportminister Akif Kilic hatte DW-Moderator Michel Friedman Anfang September in Ankara ein Interview gegeben. Unmittelbar nach dem Gespräch ließ er die Aufnahme beschlagnahmen. Eine für den folgenden Vormittag gesetzte Frist für die Herausgabe habe das türkische Ministerium verstreichen lassen, hieß es in der Mitteilung der DW. Auch eine zweite Frist, die Rechtsanwälte des Senders setzten, blieb ohne Reaktion. »Wir fordern die türkische Seite nun auf dem Rechtsweg zur unverzüglichen Herausgabe unseres Videomaterials auf«, erklärte DW-Intendant Peter Limbourg. Der Rundfunkrat des Senders unterstützte diesen Schritt.
Moderator Friedman stellte in dem Interview laut Deutscher Welle Fragen zum Putschversuch im Juli, zu den folgenden Massenentlassungen und Verhaftungen, zur Lage der Presse sowie zur Stellung der Frau. Die Themen des Gesprächs seien dem Ministerium vorab mitgeteilt worden. Friedman präsentiert im englischsprachigen Programm des Senders den Polit-Talk »Conflict Zone«, den er im Wechsel mit dem britischen Fernsehjournalisten Tim Sebastian bestreitet.
Kurz nach dem Vorfall hatte sich auch das Auswärtige Amt in den Streit eingeschaltet. So sprach der deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, mit dem Büroleiter von Kilic. Zudem wurde demnach auch der »formelle Geschäftsweg zum türkischen Außenministerium« beschritten. Agenturen/nd
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