Quoten sinken

EU beschließt niedrigere Fangmengen für Dorsch

  • Lesedauer: 2 Min.

Luxemburg. Ostseefischer dürfen 2017 deutlich weniger Dorsch fangen. In der westlichen Ostsee sinkt die Fangmenge um 56 Prozent gegenüber 2016, in der östlichen Ostsee um 25 Prozent. Das sagte die slowakische Ministerin Gabriela Matecna am Montag nach einem Treffen der EU-Fischereiminister. Grund für die Kürzung ist der schrumpfende Bestand.

Allerdings blieben die EU-Staaten hinter den Vorschlägen der EU-Kommission zurück, die die Fangmengen um bis zu 88 Prozent kürzen wollte. EU-Fischereikommissar Karmenu Vella beschrieb die Verhandlungen als schwierig; die EU bewege sich aber im Rahmen der Empfehlungen der Wissenschaft. Auch für Freizeitfischer gibt es nun Obergrenzen. Für sie gilt eine Höchstmenge von fünf Dorschen pro Tag, wie die Umweltschutzorganisation WWF mitteilte. Deutsche Hobbyangler fangen demnach rund 2600 Tonnen Dorsch pro Jahr.

Daneben einigten sich die Minister darauf, dass Hobbyangler sogar in der Laichzeit der Fische von Anfang Februar bis Ende März Dorsche fangen dürfen, dann aber höchstens drei am Tag. Die WWF-Fischereiexpertin Stella Nemecky wertet dies als Zugeständnis an die Kutterfirmen, die täglich mit Hobbyanglern hinausfahren.

Der WWF kritisierte, dass die genehmigte Fangmenge von 5600 Tonnen Dorsch etwa dem Doppelten der wissenschaftlichen Empfehlung entspreche, wenn man die Fänge der Freizeitfischer hinzurechnet. Wissenschaftler hatten eine Kürzung von 87 Prozent empfohlen. »Erneut beugen sich die EU-Fischereiminister bei der Quotenvergabe den Interessen der Fischereiindustrie«, kritisierte Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack. Mit der Quote sei weder dem Dorschbestand noch der Fischerei gedient.

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) dagegen verteidigte den Beschluss als »Kompromiss mit Augenmaß«. Die schleswig-holsteinischen Ostseefischer fürchten dennoch um ihre Existenz. »Für uns ist das ein Katastrophe«, sagte der Vorsitzende des Landesfischereiverbandes, Lorenz Marckwardt. Er forderte Hilfen von der EU und dem Bund. dpa/nd

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