Traumhafte Ernte in Afghanistan

Opium für die Welt - traditionelles Anbaugebiet ist um zehn Prozent gewachsen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Wetter war gut, die Gelder für die den Anti-Drogen-Kampf gingen zurück. Bessere Bedingungen konnten sich die Bauern, vor allem aber die Weiterverkäufer des Opiums nicht wünschen. Um die 4800 Tonnen Opium könnten eingebracht werden, schätzen UN-Experten. Im vergangenen Jahr war die Ernte nicht allzu üppig. Das lag vor allem an einer Krankheit, die die Mohnplantagen befallen hatte. Doch nun geht es wieder bergauf. Die Ernte werde in 2016 um 43 Prozent höher ausfallen als im vorangegangenen Jahr, prognostiziert das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und teilte mit, dass die Fläche zum Anbau von Schlafmohn in diesem Jahr um zehn Prozent auf 201 000 Hektar ausgeweitet wurde. Das sei das dritthöchste Niveau seit mehr als 20 Jahren. Auf dieser Fläche könnte sich die Insel Rügen dreizehnmal ausbereiten. Hauptlieferant ist traditionell die Provinz Helmand, in der es seit Monaten schwere Kämpfe mit den Taliban gibt. Doch auch im - vor allem von der Bundeswehr »freigekämpften« - Norden hat sich die Fläche der Mohnfelder mehr als verdreifacht. Hier verzeichnet man den höchsten relativen Anstieg mit 324 Prozent.

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass 2016 nur auf 355 Hektar Schlafmohn vernichtet wurden. Das ist ein Rückgang von 91 Prozent. Grund sei die »extrem schlechte Sicherheitssituation«. Doch auch in Zeiten, in denen sich die NATO - via ISAF - noch direkt für Sicherheit zuständig fühlte. unternahm man wenig gegen den Drogenanbau. Man wollte es sich nicht mit den regional mächtigen Warlords und den Drahtziehern der Drogenproduktion in der Kabuler Zentralregierung verderben.

Zuständig für den Anti-Opium-Einsatz war die britische Armee. Die bildete auch die afghanische Spezialeinheit 444 aus, von der nicht mehr die Rede ist. Nichtregierungsorganisationen hatten mehrfach empfohlen, dass die Ernten von der internationalen Gemeinschaft aufgekauft werden sollten. Man hätte sich das medizinisch notwendige Opium gesichert und den Rest vernichten können. Doch daraus wurde nichts. Inzwischen finanzieren die Taliban ihre Offensiven zu einem Gutteil aus den Einnahmen im Drogengeschäft.

Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat haben derweil einen Bezirk in der ostafghanischen Provinz Nangarhar angegriffen und nach offiziellen Angaben mindestens zehn Zivilisten getötet.

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