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Flüchtlinge in der Warteschleife

Viele Asylbewerber bleiben zu lange in Sammelunterkünften / Integration kommt nur schleppend voran

Es ist keineswegs neu, dass es in deutschen Asylunterkünften Mängel gibt. Flüchtlingsinitiativen schrieben bereits unzählige Brandbriefe - jetzt haben sie prominente Unterstützung erhalten: Das Kinderhilfswerk UNICEF hat sich über die prekäre Unterbringung sowie die fehlenden Perspektiven von minderjährigen Flüchtlingen geäußert; und die Berliner Charité sieht insbesondere Frauen in den Heimen in einer bedrohlichen Situation.

Kinder verbrächten oft viele Monate in Sammelunterkünften, teils unter unzureichenden hygienischen Bedingungen, beklagte UNICEF-Geschäftsführer Christian Scheider am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der Studie »Kindheit im Wartezustand« über die Situation von minderjährigen Geflüchteten. Gerade für Kinder, die eine lange Fluchterfahrung haben, sei ein stabiles, schützendes und förderndes Umfeld wichtig, sagte Schneider.

Für die Erhebung befragte der Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge im Auftrag von UNICEF Deutschland rund 450 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Flüchtlingsunterkünften sowie einzelne geflüchtete Familien und Fachleute der Kinder- und Jugendhilfe. Die Ergebnisse zeichnen ein eher düsteres Bild der Situation von geflüchteten Kindern in Deutschland.

Demnach sagten 22 Prozent der befragten Asylbewerber, dass sie über die gesetzliche Frist von sechs Monaten hinaus teils bis zu einem Jahr mit ihren Familien in den Massenunterkünften auf eine Weiterverteilung warteten. Nur rund ein Drittel der befragten Einrichtungen gab an, Konzepte zum Schutz von Kindern zu haben, oft fehlten Aufenthaltsräume sowie strukturierte Lern- und Freizeitangebote für die Kinder.

Die Befragung unter Mitarbeitern von Erstaufnahmeeinrichtungen ergab, dass nur jedes dritte Kind eine Regelschule besucht. Teils erhielten Mädchen und Jungen in der Unterkunft Unterricht, aber 20 Prozent der Mitarbeiter erklärten auch, dass in ihren Einrichtungen gar keine Schulbildung angeboten werde.

Die Charité hat den Schwerpunkt ihrer Studie auf die Situation von geflüchteten Frauen gelegt. In fünf Bundesländern befragte die Uni-Klinik 639 geflüchtete Frauen aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Irak, Somalia und Syrien über ihre Flucht, ihre Lebenssituation und ihre Ziele. Die Wohnsituation erwies sich dabei als besonders belastend. Sie berichten vielfach von einer fehlenden Privatsphäre, sexuellen Übergriffen und Gewalt. Zudem bemängeln sie die schlechte Hygiene, Lärm und allgemein ein Klima der Respektlosigkeit.

Die Experten der Charité rieten, in den Heimen mehr Rückzugsräume für geflüchtete Frauen und ihre Kinder zu schaffen. Jungen und Mädchen bräuchten zudem mehr Spiel- und Lernmöglichkeiten außerhalb des Wohnraums. Mit Agenturen

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