Deutlich mehr Fipronil-Eier im Umlauf

Auch Ungarn betroffen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Das Ausmaß des Fipronil-Skandals ist womöglich deutlich größer als bekannt. Wie die »Neue Osnabrücker Zeitung« am Mittwoch unter Berufung auf das niedersächsische Landwirtschaftsministerium berichtete, wurden allein in dieses Bundesland mehr als 28 Millionen Eier geliefert, die möglicherweise mit dem Insektizid belastet sind. Die Bundesregierung hatte zuletzt von bis zu 10,7 Millionen möglichen Fipronil-Eiern in Deutschland gesprochen.

Die Zeitung berief sich auf eine Auswertung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums auf Basis der Daten im EU-Schnellwarnsystem. Demnach erfolgten Rückrufe zu allen betroffenen Chargen. Aus Niedersachsen wurden den Angaben zufolge wiederum knapp 17 Millionen Fipronil-Eier nach außerhalb geliefert. Sie stammten demnach aus Verdachtsbetrieben in den Niederlanden sowie aus den insgesamt vier Legehennenbetrieben in dem Bundesland, in denen das Insektizid nachgewiesen wurde.

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) sagte der »NOZ«, der Bund hätte ebenso wie sein Ministerium das EU-Schnellwarnsystem konsultieren können. Er warf Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) vor, den Skandal herunterzuspielen.

Scharfe Kritik an Schmidt übten die Grünen auch auf Bundesebene. Dass nun die Zahl von 28 Millionen möglicherweise belasteten Eiern bekannt werde, sei ein »Armutszeugnis« für die Informationspolitik von Schmidt, erklärte Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Nötig seien der Aufbau eines engmaschigeren Kontrollnetzes in Deutschland und der EU sowie eine EU-Task-Force, um den »illegalen Machenschaften schnell ein Ende zu bereiten«.

Der Skandal hat seinen Ursprung in Belgien und den Niederlanden. Die belgische Firma Poultry-Vision lieferte ein mit der Chemikalie Fipronil gepanschtes Desinfektionsmittel an die niederländische Reinigungsfirma Chickfriend, die es dann offenbar in Legehennenställen einsetzte.

Derzeit sind 17 europäische Länder von dem Skandal betroffen, am Dienstag kam Ungarn hinzu. Wie die Behörde für Lebensmittelsicherheit des Landes mitteilte, wurden Tiefkühlgerichte asiatischer Art zurückgerufen, in denen möglicherweise belastete Eier verarbeitet worden sind. Sie wurden demnach von einer ungarischen Firma aus Deutschland angeliefert. AFP/nd

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