Der Boom ostdeutscher Städte
Junge Ostdeutsche ziehen nach Leipzig, Dresden oder Potsdam
Das ungerechte an der demografischen Entwicklung ist, dass sie die Starken stärkt und die Schwachen schwächt. Zwar wird Deutschland insgesamt älter - von der Jahrtausendwende bis zum Jahr 2015 ist das Durchschnittsalter nach Zahlen des Bundesamts für Raumwesen und Bauordnung um 3,3 Jahre auf 43,9 gestiegen. Doch gerade die ländlichen Regionen Ostdeutschlands altern besonders rasant. In fast ganz Ostdeutschland liegt der Altersschnitt bei über 46,5 Jahren. In weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs beträgt er hingegen nur 42 Jahre.
Inmitten dieses Megatrends gibt es jedoch ein Hoffnungszeichen: Die Abwanderung junger Menschen aus Ostdeutschland ist zum Erliegen gekommen, schreibt das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in einer Studie. Im Jahr 2012 zogen sogar erstmals mehr Menschen in die fünf ostdeutschen Flächenländer als von dort in Richtung Westen. Davon profitieren aber nur Städte wie Leipzig, Dresden, Jena und Potsdam. Hier liegt das Durchschnittsalter bei rund 42 Jahren. Die Neuankömmlinge stammen nicht nur aus den alten Bundesländern, sondern auch aus den ländlichen Gebieten des Ostens. Für die Städte und kleinere Gemeinden im Umland ist das gut. Hier steigen die Geburtenraten, weshalb im gesamten Osten die Geburtenrate inzwischen höher ist als im Westen. Der ländliche Raum aber leidet unter dem Boom der großen Ost-Städte. Entlegene Regionen altern noch immer überdurchschnittlich stark. Entsprechend gehören zu den ältesten Regionen Deutschlands ostdeutsche Landkreise wie Suhl, Altenburger Land und Dessau mit einem Durchschnittsalter zwischen 49,1 und 49,5 Jahren. Der Anteil der über 64-Jährigen beträgt hier knapp 30 Prozent.
Die Wanderungsbewegungen innerhalb Ostdeutschlands folgen inzwischen dem Muster, das man aus ganz Europa kennt: dem Wegzug vom Land in die Großstadtregionen und ihre Speckgürtel. flh
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