Rangewanzt
Personalie
Eigentlich wurde die CDU bei der niedersächsischen Landtagswahl abgestraft. Sie fuhr das schlechteste Ergebnis seit 1959 ein. Doch als Spitzenkandidat Bernd Althusmann am Wahlabend vor die Mikrofone trat, klang er nicht wie ein Verlierer. Er sehe in dem Wahlergebnis einen »Gestaltungsauftrag« für seine Partei, verkündete der 50-Jährige, was bei neutralen Beobachtern für ungläubiges Stirnrunzeln sorgte. Seitdem sind zwei Wochen vergangen, und Althusmann, der vor der Wahl bereits ein Schattenkabinett aufgestellt hatte, ließ nichts unversucht, um sich selbst als künftigen Ministerpräsidenten ins Spiel zu bringen. Denn obwohl die SPD aus der Wahl als stärkste Partei hervorgegangen ist, käme auch ein Jamaika-Bündnis mit der FDP und den Grünen auf eine Mehrheit im neuen Landtag.
In Erinnerung von Althusmanns Vorstößen bleibt vor allem das verunglückte Treffen mit den Grünen. Die sahen in der Offerte des CDU-Chefs nämlich ein »Ranwanzen«, wie die Grüne Landeschefin Meta Janssen-Kucz sagte. Die Ökopartei hatte den heftig geführten Wahlkampf nicht vergessen. Ohnehin stimmt in Niedersachsen die Chemie nicht zwischen der CDU, die vor allem im industriell-landwirtschaftlich geprägten Westen des Landes ihre Hochburg hat, und der Ökopartei, die in den vergangenen Jahren einiges dafür getan hat, um die Massentierhaltung einzudämmen.
Was bleibt Althusmann noch an Optionen? Realistisch scheint eine Große Koalition, allerdings als Juniorpartner. Ein erstes Treffen diente vor allem dafür, eine atmosphärische Grundlage für weitere Gespräche zu schaffen, was schon einiges über das Verhältnis zwischen beiden Parteien aussagt.
Tags darauf, am Freitag, traf der CDU-Chef sich noch einmal mit den Liberalen. Als wollte er damit von der Option einer Großen Koalition wieder abrücken. Nach einer Wahl, die keine klare Mehrheit hervorgebracht hat, sei es wichtig, erklärte er, dass alle demokratischen Parteien miteinander sprächen. Offensichtlich ist damit nur eines: Althusmann will sich nicht in die Karten schauen lassen.
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