Kathedralen-Umbau genehmigt

Denkmalschutzbehörde gibt grünes Licht / Finanzierung der Kosten umstritten

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 3 Min.

Der jahrelange Dauerstreit um die katholische St. Hedwigs-Kathedrale in Mitte ist vorerst beendet. Am Freitag teilte die Senatsverwaltung für Kultur und Europa mit, dass der Umbau der denkmalgeschützten Kathedrale genehmigt wurde. Nach intensiver Prüfung sei die Oberste Denkmalschutzbehörde zu dem Schluss gekommen, dass »die geplante Um- und Neugestaltung des Innenraums der St. Hedwigs-Kathedrale denkmalrechtlich weitgehend zulässig ist«.

Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit um den Innenraum der Kathedrale. Laut Plänen des Erzbistums soll die Mitteltreppe von der Ober- zur Unterkirche geschlossen werden. Das rief die Umbau-GegnerInnen auf den Plan, die den Anfang der 1960er Jahre gestalteten Innenraum in seiner jetzigen Konzeption als Doppelraum bewahren wollen. Die BefürworterInnen kritisieren wiederum die derzeitige Ausgestaltung als Zweiteilung der Gottesdienstgemeinde.

Nachdem das Bezirksamt Mitte den Bauplänen ursprünglich grünes Licht gegeben hatte, sich das Landesdenkmalamt daraufhin jedoch dagegen aussprach, wurde die Oberste Denkmalschutzbehörde unter Kultursenator Klaus Lederer (LINKE) eingeschaltet. Der hatte sich ursprünglich für den Erhalt des Innenraums ausgesprochen. In einer Erklärung verwies er am Freitag jedoch auf das »verfassungsrechtlich garantierte Selbstbestimmungsrecht der Kirchen« hinsichtlich der Nutzbarkeit der Sakralräume, die der Staat respektieren müsse.

Die Entscheidung ist eine herbe Niederlage für die zahlreichen Umbau-GegnerInnen. »Aus Sicht des Denkmalschutzes finde ich diese Entscheidung nicht gut«, sagt Regina Kittler, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus dem »nd«. Parteifreundin Katalin Gennburg, Sprecherin für Stadtentwicklung, spricht gar von einer »Katastrophe«. Die geplante »Überformung der Ostmoderne« sei ein Maulkorb für die Regeln der Baukultur, weil die Kirche ihr eigenes Recht habe.

Auch Werner Kohl von der Initiative »Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale«, der seit Jahren erbittert gegen die Umbaupläne kämpft, ist von der Entscheidung tief enttäuscht. »Die Kirche hat keine tatsächliche Begründung dafür, das Denkmal zu zerstören«, ist er überzeugt. Die vom Bischof vorgebrachten vermeintlichen liturgischen Notwendigkeiten eines Umbaus, die Lederer als Grundlage für seine Entscheidung genommen habe, gebe es überhaupt nicht. »Wir hätten uns im Traum nicht vorstellen können, dass der Bischof den Kultursenator derart belügt«, bedauert Kohl im Gespräch mit dem »nd«. Für ihn sind die Gründe für den Umbau nicht religiös, sondern politisch motiviert. Die Kathedrale werde aufgrund ihrer Nähe zum Regierungsviertel als strategisches Ausgangszentrum für christlich-konservative Lobbyarbeit benutzt.

Im Fokus der Kritik stehen neben Denkmalschutzgründen vor allem die immensen Kosten. »Das ist völliger Wahnsinn«, meint Kohl. Statt einer Sanierung, die fünf Millionen Euro kosten würde, würden nun 60 Millionen Euro ausgegeben. Rund ein Drittel der Kosten wird dabei von den SteuerzahlerInnen getragen. Zwölf Millionen Euro gibt es vom Bund, weitere acht Millionen Euro vom Land Berlin. Besonders pikant: Die Mittel vom Land Berlin sind sogenannte SIWANA-Mittel für »denkmalpflegerische Maßnahmen in der zentralen Mitte«. Ein Bauvorhaben, das aus Denkmalschutzgründen abgelehnt, aus verfassungsrechtlichen Gründen aber genehmigt wurde, wird demnach mit Mitteln für Denkmalpflege finanziert. In den Augen der Kulturpolitikerin Regina Kittler ein sehr bedenklicher Vorgang. »Wenn die Kirche schon der Meinung ist, hier gegen den Denkmalschutz entscheiden zu müssen, dann sollte sie das auch alleine finanzieren.«

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