»Bis zum Hals« in der Folter

Gina Haspel soll als erste Frau die CIA führen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Bevor Gina Haspel weiter befördert wird, müsse sie erst einmal zu schweren Vorwürfen Stellung nehmen, verlangte jetzt das Europäische Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte. Die 61-Jährige soll als erste Frau dem US-Auslandsgeheimdienst vorstehen. Den jetzigen Chef Mike Pompeo will Präsident Donald Trump zum Außenminister machen. Die Menschenrechtsaktivisten haben gegen die bisherige CIA-Vizedirektorin im Vorjahr Strafanzeige gestellt - sie sei für die Folterung von Gefangenen im thailändischen Geheimgefängnis Cat’s Eye verantwortlich gewesen. Dort soll zwischen 2003 und 2005 auch simuliertes Ertrinken eingesetzt worden sein, um Terrorverdächtige zu brechen. CIA-Mitarbeiter sprechen von mindestens zwei Waterboarding-Opfern. Haspel sei »bis zum Hals« in Foltermethoden verwickelt gewesen, kritisiert die US-Bürgerrechtsbewegung ACLU. Später ließ sie auf Anweisung von oben Videoaufzeichnungen der Verhöre vernichten. Quelle für die Vorwürfe ist unter anderem ein 2014 teilweise veröffentlichter Report des Geheimdienstausschusses im US-Senat.

Den Aufstieg von Haspel zur Chefin für alle Geheimoperationen und 2017 dann zur Nummer Zwei der »Firma«, der sie seit 1985 angehört, hat das nicht verhindert. Der frühere CIA-Chef John Brennan etwa lobte, dass sie ihre Pflichten erfüllt habe, wenn »in schwierigen Zeiten schwierige Dinge« zu tun waren. Doch selbst der republikanische Senator John McCain fordert nun, dass Haspel den »Charakter und das Ausmaß« ihrer Beteiligung an dem so geheimen wie »beschämenden« Verhörprogramm erklären müsse. Die Folter von Gefangenen in US-Gewahrsam gehöre zu den »dunkelsten Kapiteln in der amerikanischen Geschichte«. Aber wahrscheinlich waren ihre Taten für Trump sogar eine Empfehlung; hatte er doch im Wahlkampf angekündigt, Waterboarding »und viel Schlimmeres« wieder einführen zu wollen. Allerdings dürften auf Haspel im Nominierungsverfahren des Senats nun auch sehr ungemütliche Fragen warten.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -