Eisenbahner treten Streikwelle los

Hohe Beteiligung an Ausstand gegen Macrons geplante Bahnreform erwartet / Auch Fahrten nach Deutschland von Ausfällen betroffen

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Paris. In Frankreich sorgt ein Eisenbahner-Streik gegen die geplante Bahnreform für erhebliche Beeinträchtigungen des Zugverkehrs. Der Konflikt gilt als wichtige Kraftprobe für Präsident Emmanuel Macron. Mehr als drei Viertel der Lokführer wollten sich am Dienstag nach Angaben des staatlichen Bahnbetreibers SNCF am Streik beteiligen, zahlreiche Verbindungen wurden gestrichen.

Im Regionalverkehr sollte im Durchschnitt nur jeder fünfte Zug fahren, bei den TGV-Fernzügen sah es mit gerade 12 Prozent der geplanten Züge noch schlechter aus. Medien sprachen von einem »schwarzen Dienstag« für Bahnkunden.

Gewerkschaften kündigen Protest an

Die Gewerkschaften wehren sich gegen die Pläne der Regierung zur Reform des staatlichen Bahnunternehmens SNCF. Der zunächst zweitägige Ausstand der Eisenbahner ist der Auftakt zu einer Streikwelle, die Wochen oder sogar Monate dauern könnte. Die Gewerkschaften wollen immer im Wechsel zwei Tage streiken und drei Tage arbeiten – sie haben 36 Streiktage bis Ende Juni angedroht.

Die Regierung will das hoch verschuldete Staatsunternehmen auf die Öffnung des Bahnverkehrs für den Wettbewerb vorbereiten – der Bahnverkehr soll schrittweise für Konkurrenzanbieter geöffnet werden. Für besonders viel Kritik bei den Gewerkschaften sorgt, dass für Neueinstellungen der vorteilhafte Eisenbahner-Status wegfallen soll.

Die konservative Zeitung »Le Figaro« kommentierte, Macron und die Regierung riskierten viel: Falls sie einknickten, könnten sie auch Reformplänen in anderen Bereichen Adieu sagen, so das Blatt. Die linksliberale »Libération« kritisierte dagegen, mit ihrem forschen Auftreten bei der Bahnreform habe die Regierung die Gewerkschaften zusammengeschweißt.

»Das ist wirklich blockiert«, berichtete ein Reporter des Senders Franceinfo am Dienstagmorgen vom Pariser Nordbahnhof. Das Gebäude sei ungewöhnlich ruhig, bei den Fernstrecken würden nur einige internationale Verbindungen angezeigt. Auch bei den für Pendler wichtigen Pariser Vorortzügen gab es Probleme: Dort sollte durchschnittlich nur jeder fünfte Zug fahren.

Verbindungen nach Deutschland betroffen

Auch die TGV-Verbindungen nach Deutschland sind betroffen, etwa zwischen Paris und Frankfurt am Main oder Stuttgart. Hier sollten am Dienstag zwei Drittel der Züge ausfallen. Bei den Thalys-Zügen, die unter anderem zwischen Paris und Nordrhein-Westfalen unterwegs sind, gibt es dagegen nur geringe Einschränkungen.

In Frankreich kommen noch weitere Proteste in anderen Branchen hinzu: Bei der Fluggesellschaft Air France sollte wegen eines Streiks für höhere Gehälter ein Viertel der Flüge ausfallen. Und Mitarbeiter der Müllabfuhr waren zum Streik für bessere Arbeitsbedingungen aufgerufen. dpa/nd

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