Geschichten aus Jerusalem

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Linienbus von der Westbank nach Ost-Jerusalem: Unter den palästinensischen Fahrgästen zwei junge Frauen. Der Bus hält an einem Checkpoint. Zwei israelische Grenzsoldaten kommen in den Bus und kontrollieren die Passier- und Personalpässe, die Fahrgäste zeigen die Papiere ohne aufzuschauen oder ihr Telefonat zu unterbrechen. Alltag in Jerusalem.

Einer der jungen Grenzsoldaten steht vor einer der beiden Palästinenserinnen und betrachtet ihre Papiere. Dann fordert er sie auf, zur Kontrolle mit ihm rauszukommen, die Papiere seien abgelaufen. Seine Unsicherheit überspielt er mit einer ruppigen Autorität. Die Palästinenserin weigert sich erst amüsiert, aber sein Ton wird härter. Das Filmteam folgt den Beiden nach draußen in ein Verhörzelt. Der Soldat fordert die Frau auf, sich zu setzen, sein Ton ändert sich. Ob sie sich nicht an ihn erinnere, damals vor zwei Monaten, im Hadassah Krankenhaus ...?

Die Szene ist Teil des Kurzfilms »Liebe«, die der Berliner Regisseur Dani Levy in Jerusalem gedreht hat. Die jeweils fünf- bis achtminütigen Episoden erzählen aus israelischer und palästinensischer Perspektive vom Leben an einem Brennpunkt des Nahost-Konflikts und sind geprägt vom trockenen Humor, den wir aus Levys Filmen wie »Alles auf Zucker« (2004) kennen.

Das Besondere an diesem Projekt: Es ist eine Virtual-Reality-Serie, die erste, die Levys; für die Ausstellung »Welcome to Jerusalem« im Jüdischen Museum in Berlin drehte er fiktionale VR-Kurzfilme in der heiligen Stadt. Mit Virtual-Reality-Brillen werden die Zuschauerinnen und Zuschauer so Teil des Geschehens; sie können die filmische Erzählung mit einem 360-Grad-Rundumblick unmittelbar verfolgen und erleben. nd Foto: David Donschen

3. Mai bis 17. Juni, Jüdisches Museum Berlin, Linienstraße 9-14, Kreuzberg; www.jmberlin.de

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