- Berlin
- Gewalt gegen Geflüchtete
Kundgebung für getöteten Hussam Fadl
Bündnis fordert von der Staatsanwaltschaft erneute Ermittlungen gegen die Polizei
Im Herbst 2016 erschossen Polizeibeamte in einer Notunterkunft in Moabit den Geflüchteten Hussam Fadl. Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) und die Opferberatungsstelle ReachOut fordern von der zuständigen Staatsanwaltschaft die Anklageerhebung und ein Strafverfahren gegen die Polizisten, die Fadl töteten. Dazu ruft das Bündnis am Samstag um 15 Uhr zu einer Kundgebung in der Nähe des Kammergerichts in Schöneberg auf.
Zum Hintergrund: Am 27. September 2016 kam es zu einem großen Polizeieinsatz auf dem Gelände einer Flüchtlingsunterkunft, weil dort ein junges Mädchen sexuell missbraucht worden war. Es war die Tochter des mit seiner Familie aus Irak geflohenen Fadl. Die Polizei führte den mittlerweile verurteilten Täter ab. Fadl, der sich dem Polizeiauto genähert haben soll, in dem der Täter saß, wurde von Polizisten von hinten erschossen. Der 29-Jährige starb noch am selben Tag im Krankenhaus.
Laut Polizeiangaben handelten die Beamten aus Notwehr. Fadl soll ein Messer in der Hand gehabt haben, als er sich in Richtung des Polizeiautos begab. Die Staatsanwaltschaft stellte aufgrund dieser Aussagen das Verfahren gegen die verantwortlichen Polizisten mit Verweis auf Notwehr ein. Unbeteiligte Zeugen haben die Szene jedoch anders wahrgenommen. Sie widersprechen der Darstellung der Polizei. Ihnen zufolge hatte Fadl, als er zum Auto lief, kein Messer in der Hand.
Die Einstellung des Verfahrens »kommt einem Freispruch der Polizisten gleich, die gezielt und von hinten auf Hussam Fadl geschossen haben«, heißt es im Aufruf zu der Kundgebung des Bündnisses. Es fordert eine lückenlose Aufklärung des Falls und kündigt an, wenn notwendig bis vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.
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