Enragez-vous, empört euch!
Diese Ausstellung ist wirklich Klasse, toll gestaltet, intelligent aufgemacht. »Enragez-vous!«, empört euch, wird gleich eingangs der Schau im Bürohaus am Franz-Mehring-Platz ausgerufen. Widerstand, Rebellion ist wieder angesagt - gegen europäische Festungsmentalität und Flüchtlingsabschieberei, gegen Hetze und Jagd auf Juden und Ausländer, gegen neue Kriegsabenteuer, Rüstungswahn und die Eskalationen der internationaler politischer Bühne.
Um die heutigen Probleme geht es in dieser neuen Ausstellung jedoch nicht, gleichwohl diese oft noch die alten sind, zudem nicht nur nationale, sondern globale, wie etwa Bildungsmisere und Bildungsnotstand. Es wird hier an den »Heißen Mai« 1968 in Paris erinnert, der bereits im Januar des Jahres begann und im März Fahrt aufnahm - mit den Protesten der Studenten gegen die autoritäre Strukturen an den Hochschulen und Universitäten Frankreichs und der Forderung nach endlicher Realisierung von Reformen im Bildungswesen. Mitten unter den Franzosen damals ein rotschöpfiger Deutscher: Daniel Cohn-Bendit. Ihre Wirkmächtigkeit konnte die studentische Rebellion jedoch erst durch die sich ihr anschließende und ihre Rechte einklagende Arbeiterschaft der französischen Hauptstadt erlangen. Über all das informieren Fotos, Dokumente, Plakate und eine ausführliche Zeittafel. Die aufgeheizte Atmosphäre und die Barrikadenschlachten symbolisieren einzelne Pflastersteine sowie aufeinander geschichtetes Mobiliar. Einfallsreich auch die nachgestaltete karge Studentenbude - wo freilich der Rotwein auf dem Schreibtisch nicht fehlt. ves
»Empört euch«, Franz-Mehring-Platz 1, 1. Etage hinterm Willi-Münzenberg-Saal. Bis 3. Juni. empört-euch.berlin Foto: nd/Ulli Winkler
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.