Dorgerloh will Raubkunst fair behalten
Der künftige Generalintendant des Berliner Humboldt-Forums, Hartmut Dorgerloh, hat sich in der Debatte um Raubkunst in deutschen Museen für Alternativen zur Rückgabe ausgesprochen. »Es kann ja nicht die Lösung sein, dass mexikanische Kunst nur noch in Mexiko gezeigt wird und italienische nur noch in Italien«, sagte der bisherige Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg der »Berliner Zeitung« (Freitag).
Im Zusammenhang mit der NS-Raubkunst habe Deutschland gelernt, »dass es um einen fairen Ausgleich geht«. Der sei im Bereich der ethnologischen Sammlungen schon deshalb schwieriger, »weil es in den seltensten Fällen individuelle Eigentümer gibt«, betonte Dorgerloh.
In der Provenienzforschung gehe es nicht nur um Eigentumsrechte, sondern auch um die Biografien der Objekte. Diese seien oft nicht nur von A nach B weitergegeben worden. »Es gab Zwischenstationen«, die Artefakte seien in unterschiedlichen Kontexten verwendet und getauscht worden. »Restitution ist eine Möglichkeit, aber das Humboldt-Forum sollte auch ein Ort sein, an dem Alternativen ausgelotet werden«, sagte der Kunsthistoriker.
Dabei sprach er sich für den Bereich der ethnologischen Sammlungen, die künftig auch im Humboldt-Forum präsentiert werden sollen, für größere Anstrengungen aus. In der Provenienzforschung müsse personell und finanziell mehr passieren. Dabei sollten bei der Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern der Sammlungsobjekte und Artefakte auch neue Wege beschritten werden. »Es reicht nicht aus, dabei emsig Karteikästen zu durchforsten. Wir müssen den Austausch mit den Herkunftsgesellschaften suchen, und das wird auch für das Humboldt-Forum eine Reise ins Offene sein«, so Dorgerloh, der im Juni sein neues Amt antritt. epd/nd
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