Kritik der kritischen Kritik
Neue Aussagen
Nicht nur im Fußball, sondern auch in der Kunst liest niemand unter den Stars jemals Kritiken. Aber alle beschweren sich sofort, sobald diese tun, was das altgriechische Verb kritein bedeutet: Nämlich zu unterscheiden - zwischen Gelungenem und weniger Gelungenem.
Nun wehrt sich der französische Dirigent Sylvain Cambreling, der sich demnächst als Generaldirektor der Staatsoper Stuttgart verabschiedet und als Chefdirigent der Symphoniker Hamburg anheuert, gegen Musikkritiker: »Es ist nicht die Arbeit der Kritik, jemanden zu töten«, meinte der Franzose, der am Montag 70 Jahre alt wird. Er erwarte mehr »Respekt« für sich, weil »wir Dirigenten oft schwer arbeiten«. Wann er einen guten Tag habe und wann einen schlechten, das wisse er selber, sagte er. Das müsse er nicht in der Zeitung lesen.
Bleibt die Frage nach dem Maßstab von legitimer Kritik - und auch diesbezüglich orientiert sich der Dirigent offenbar am Fußball. Denn wie die Kritik eines Fußballspiels auf objektive Resultate aufbaut, verwahrt sich der Meister gegen subjektive Bewertungen: »Zu oft ist Musikkritik eine Frage des Geschmacks. Was ich erwarte, sind Argumente.« nd
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