Hashtag dokumentiert Alltagsrassismus

In sozialen Netzwerken schreiben User über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Unter einem neuen Hashtag gegen Alltagsrassismus teilen Tausende Menschen auf Twitter ihre Erfahrungen mit Diskriminierung. «#MeTwo» heißt das Schlagwort, das der Autor und Aktivist Ali Can ins Leben gerufen hat. Anlass ist die Rassismusdebatte, die Fußballstar Mesut Özil mit seinem Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft ausgelöst hat.

Can beschreibt den Hashtag in einem Video des Onlinemagazins «Perspective Daily» als «eine »MeToo«-Debatte für Menschen mit Migrationshintergrund». Unter «MeToo» teilen seit Jahren Millionen von Frauen ihre Erlebnisse mit sexueller Gewalt und Belästigung. Der 25-jährige Ali Can stammt aus der Türkei - er kam mit seiner Familie 1995 nach Deutschland. Doch warum «MeTwo» - also «Ich Zwei»? «Weil ich mehr bin als nur eine Identität. Ich fühle mich in Deutschland zu Hause (...) und gleichzeitig kann ich mich auch zu einer anderen Kultur oder zu einem anderen Land verbunden fühlen», sagt Can in dem Video.

Seit Mittwoch wurde der Hashtag «MeTwo» nach Zahlen des dpa-Monitoring Dienstes Buzzrank mehr als 48.000 Mal getwittert. Am Freitag wurde zeitweise sogar mindestens ein Tweet pro Sekunde mit dem Schlagwort abgesetzt.

Auch viele Prominente teilen ihre Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus. «Wenn ich im übervollen Zug der einzige Nichtweiße bin, Polizei steigt ein, und der einzige, der seinen Ausweis zeigen muss, bin ich», schreibt der «Spiegel»-Journalist Hasnain Kazim. Der Autor hat schon zuvor immer wieder Hassmails öffentlich gemacht, die er regelmäßig bekommt.

«Wenn Neonazis deine Mutter bedrohen und die Staatsanwaltschaft ihr sagt: »Naja, vielleicht sollte Ihr Sohn sich nicht so prominent in der Öffentlichkeit äußern«, twitterte Satiriker Shahak Shapira, der in Israel zur Welt kam und immer wieder Opfer von Antisemitismus wird. Eine Nutzerin schrieb etwa: »Hinter meinem Rücken von den Freunden meines ersten festen Freundes Mai Tai genannt werden.« dpa/nd

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