Mauerkritiker
Die Kritik am geplanten Mauerbau-Kunstprojekt «DAU» in Berlin wächst. Unter dem Motto «Wir wollen keine Mauer mehr sehen!» haben Prominente in einem Offenen Brief gegen die Kunstaktion des des russischen Filmemachers Ilya Khrzhanovsky protestiert. Zu den Unterzeichnern gehören die frühere Stasiunterlagen-Beauftragte Marianne Birthler, der Dirigent Christian Thielemann, die Filmproduzentin Regina Ziegler und die Journalistin Wibke Bruhns. Mit federführend ist die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh.
«Menschen einer Stadt, die in wenigen Jahrzehnten zwei Diktaturen durchlitten haben, brauchen keine Belehrung darüber, was eine Diktatur bedeutet», heißt es in dem am Donnerstag im «Tagesspiegel» veröffentlichten Brief. Die Mauer habe drei Jahrzehnte das Leben Berlins bestimmt, sie war kein Eventspielzeug.«
Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst nannte Rosh das Projekt »beschämend«. Das Geld dafür sollte man für andere Dinge verwenden, die mit Freiheit und Demokratie zu tun haben, doch das sei vermutlich nicht so »touristenaffin«, meinte Rosh.
Bei dem Projekt von Khrzhanovsky soll vom 12. Oktober an vier Wochen lang ein Gebäudekomplex am Boulevard Unter den Linden mit einer Betonmauer abgeriegelt werden, um dahinter ein diktatorisches System erlebbar zu machen. Vergangene Woche hatten sich Schauspieler und Kulturleute, darunter Lars Eidinger, Iris Berben, Tom Schilling und Veronica Ferres, in einer gemeinsamen Erklärung hinter das Vorhaben gestellt. Die Mauer sei keine platte Nachahmung, sondern ein Symbol für eine auch gegenwärtige, reale Gefahr. dpa/epd/nd
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