Im Wald
Berliner Jazzfest
Sie waren Pioniere, die Ende der 60er Jahre mit dem Jazz das gemacht haben, was schon immer das Vorrecht der Jugend war: Sie haben - als eine Art musikalischer Flügel der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung - ihn erneuert, erweitert, modernisiert, seine Regeln gebrochen, ihn aus seinem Korsett befreit und ihn reafrikanisiert. »Great Black Music« nannten sie das Ergebnis. Die Rede ist vom Art Ensemble of Chicago (AEC), das den Free Jazz miterfunden und ihn gleichzeitig überwunden hat. Oder, anders gesagt, so formulieren es die Veranstalter des diesjährigen Berliner Jazzfestes: »Das AEC hat sich, geleitet von der eigenen Lust des Explorierens, immer frei durch ein offenes Kontinuum von Genres bewegt.«
Die uneingeschränkte Freiheit des musikalischen Ausdrucks also ist das oberste Gesetz dieser teils aus Improvisation erwachsenden Musik, so paradox sich das anhören mag. »Ein Konzert des Art Ensemble of Chicago klingt auch heute noch wie Verirrtsein im Wald: Man mobilisiere alle Sinne und atme tief durch«, hieß es anlässlich des 35. Geburtstag des Musikerkollektivs in der Tageszeitung »Taz«.
Aus der fünfköpfigen Urbesetzung des nun schon seit 50 Jahren bestehenden Art Ensemble sind heute noch Roscoe Mitchell (Saxofone, Flöten und andere Instrumente) und Famoudou Don Moye (Percussion, Stimme) übrig. Morgend Abend stehen sie ab 21.15 Uhr mit sieben weiteren Musikern in Berlin auf der Bühne. Vor ihnen treten mehrere andere Ensembles auf. tbl
Konzert: Irreversible Entanglements/Moor Mother & Roscoe Mitchell/jaimie branch/Art Ensemble of Chicago, 2.11., 18.30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele, Berlin.
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