Smarter Curitiba-Boy

Er ist das Idol aller Lula- und PT-Hasser: Sérgio Moro, der künftige Justizminister Brasiliens

Er ist das Idol aller Lula- und PT-Hasser: Sérgio Moro, der künftige Justizminister Brasiliens. Brasiliens rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro hat ihn mit Bedacht in sein Kabinett berufen, denn Moro erfreut sich im polarisierten Brasilien auf der rechten Seite großer Beliebtheit. Obwohl er nicht die Absicht hatte, als Präsidentschaftskandidat anzutreten, lag er im Frühjahr 2017 bei Umfragen über mögliche Kandidaten bei rund 40 Prozent - knapp hinter Luiz »Inácio« Lula da Silva, Präsident von 2003 bis 2011. Lula wollte hingegen 2018 wieder antreten, wurde aber von der Justiz um Moro daran gehindert.

Es war Moro, der Lula im Juli 2017 in erster Instanz zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt hatte. Der linksgerichtete Politiker wurde schuldig gesprochen, von dem in den Petrobras-Skandal verwickelten Baukonzern Odebrecht begünstigt worden zu sein. Anfang 2018 wurde das Strafmaß sogar noch auf zwölf Jahre und einen Monat heraufgesetzt.

Moro stützte sein Urteil auf Kronzeugenaussagen, harte Beweise gegen Lula wurden nie präsentiert. Dass statistisch jeder dritte von Moro Verurteilte in nächster Instanz wieder freigesprochen wird, spricht nicht für allzu präzise Urteilsfindung. Lula gehört zu den anderen zwei Dritteln.

Moro leitete die groß angelegte Korruptionsuntersuchung »Lava Jato« (»Autowäsche«). Er gehört zu den sogenannten Curitiba-Boys, junge, ehrgeizige Juristen aus der gleichnamigen Stadt, die zur Jagd auf die politische Klasse geblasen haben. Sie sind dabei auf dem rechten Auge nicht ganz blind, aber sie leiden unter sichtbarer Sehschwäche.

Moro erklärte, es sei ihm »eine Ehre«, den Ministerposten zu übernehmen. Er kündigte »strenge Maßnahmen gegen die Korruption und die organisierte Kriminalität« an. Als Justizminister begibt sich Moro nun in die Tiefen des von ihm angeblich bekämpften korruptionsdurchsetzten politischen Systems. Die Fallhöhe für den aus Sicht vieler Brasilianer »Helden der Korruptionsbekämpfung« ist groß: Seine Glaubwürdigkeit als Unbescholtener steht auf dem Spiel.

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