- Kommentare
- Rechtsextreme bei der Polizei
Schonungslos wehrhaft
Markus Drescher über Demokratie und Aufklärung rechter Umtriebe
Rechtsextremes Gedankengut bei deutschen Sicherheitsbehörden? Überrascht hoffentlich niemanden mehr. Zu lang ist die Liste sogenannter Einzelfälle, in denen Polizisten, Soldaten und »Verfassungsschützer« derartig auffällig wurden. Dass angebliche Gesetzeshüter aber ihre dienstlichen Möglichkeiten genutzt haben sollen, um Angst und Schrecken zu verbreiten, darüber darf man durchaus »erschrocken«, »erschüttert« und »erbost« sein - denn das wäre letztendlich nicht mehr und nicht weniger als das Kerngeschäft des Terrorismus.
Anstatt also wie in so vielen anderen Fällen zuerst um das Image der Polizei zu bangen, das Problem kleinzureden oder nach Abschluss des »Einzelfalls« zur Tagesordnung überzugehen, wäre es endlich an der Zeit, dass sich diese Demokratie auch schonungslos wehrhaft gegenüber mutmaßlichen Staatsfeinden in Uniform zeigt. Jedes Wegschauen, Verharmlosen oder Vertuschen auch weniger gravierender Fälle ermutigt und bestärkt jene, die Verfassung, Recht und Gesetz hüten und schützen sollen, sich aber tatsächlich dagegen stellen.
Auch dass in dem aktuellen Fall auf den NSU Bezug genommen worden sein soll, ist kein Zufall, sondern Beleg für die Strahlkraft für rechte Kreise, die von dem bis heute bestenfalls bruchstückhaft aufgeklärten und noch weniger gesühnten Terrorkomplex ausgeht. Und dafür, welche Gefahren für die Stabilität der Demokratie durch derartige »Aufklärungsarbeit« bisher willentlich in Kauf genommen wurden.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.